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Zahngesundheit

Karies vorbeugen

Karies ist weltweit die häufigste chronische Erkrankung. Sie tritt in allen Altersgruppen von Kleinkind bis Senior auf und kann bis zum Zahnverlust führen. Professionelle Prophylaxe-Maßnahmen können das verhindern.
Charlotte Kiefer
19.09.2019  08:00 Uhr

Karies ist eine opportunistische Infektionskrankheit, die aufgrund von Biofilmen auf der Zahnoberfläche entsteht. Mikroorganismen in diesen Biofilmen produzieren organische Säuren, die einen dynamischen Prozess der Demineralisation einleiten. Speichel und Fluoride hemmen den Demineralisations-Prozess und regen die Remineralisation an. Der Verwendung von Fluoriden kommt daher eine Schlüsselrolle in der Kariesprävention zu. Weitere wichtige Prophylaxe-Maßnahmen stellen die Professoren Dr. Stefan Rupf und Dr. Matthias Hanning vom Universitätsklinikum Saarland in einem Beitrag in der DPhG-Mitgliederzeitschrift »Pharmakon« vor.

Kariesprävention ist einerseits auf eine Kollektiv-Prophylaxe, wie in verschiedenen Altersgruppen, und andererseits auf Individuen – und letztlich deren einzelne Zähne – ausgerichtet. Professionelle Prophylaxe umfasst Information, Instruktion, Fluoridierung, professionelle Zahnreinigung und Versiegelung. Darüber hinaus empfiehlt es sich, selbst Maßnahmen zur Kariesprävention vorzunehmen. Dazu zählen im Allgemeinen zuckerhaltige Nahrung zu vermeiden, fluoridhaltige Zahnpasta sowie fluoridhaltiges Speisesalz zu verwenden und Zahnseide zu gebrauchen.

Altersspezifische Prophylaxe

So wie die Zähne sich im Laufe des Lebens ändern, ändern sich auch die Maßnahmen zur Kariesprophylaxe. Frisch durchgebrochene Milchzähne werden anders geschützt als ein Seniorengebiss. Das Milchgebiss ist gerade am Anfang durch einen hohen Anteil an organischen Substanzen sehr kariesanfällig. Sobald der erst Zahn durchgebrochen ist, sollte zweimal täglich eine Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid verwendet werden. Ab dem zweiten Lebensjahr sollte zweimal täglich mit einer Kinderzahnpasta mit 1000 ppm Fluorid geputzt werden. Auch wird hier schon die Verwendung von Zahnseide empfohlen. Wichtig ist zudem, dass Kinder Zähneputzen als Routine in ihrem Alltag integrieren. Das erfolgt zum Beispiel durch spielerisches Erlernen oder Vorleben von Eltern oder Geschwistern. Ein frühzeitiger Zahnarztbesuch unterstützt die Eltern und lässt ein mögliches individuelles Kariesrisiko erkennen.

Wenn die Milchzähne ausfallen und bleibende Zähne durchbrechen, gestaltet sich die Kariesprophylaxe schwieriger. In dieser Wechselgebiss-Periode sind die Faktoren zur Bildung von Karies erhöht und die Putzroutine muss an die neuen Zähne angepasst werden. Bei Patienten mit durchbrechenden bleibenden Zähnen kann die Anwendung von Chlorhexidin-Präparaten kariespräventiv sein. Zudem können zuckerfreie Kaugummis nach den Mahlzeiten die Kariesinzidenz verringern. Oft tragen Kinder in diesem Alter kieferorthopädische Apparaturen, wie feste Zahnspangen, die die Zahnhygiene deutlich erschweren. Empfohlen werden das regelmäßige professionelle Auftragen eines Fluoridlackes oder das Putzen mit einer hochkonzentrierten Zahnpasta, die 5000 ppm Fluorid enthält.

Elektrische Bürsten sind effektiver

Kariesbefall tritt im Erwachsenenalter sehr individuell auf. Schwere Allgemeinerkrankungen oder freiliegende Wurzeloberflächen, deren Ursache rasch fortschreitende parodontale Destruktion ist, erhöhen das Risiko für Karies. Wichtig sind eine individuelle Aufstellung von Präventions-Maßnahmen und eine Vermeidung einer Übertherapie. Für die Entfernung der Biofilme sind elektrische Zahnbürsten effektiver als manuelle Zahnbürsten.

Eine ebenso individuelle Prophylaxe erfordert das Seniorengebiss. Eine Empfehlung ist ein strukturiertes Betreuungskonzept zur frühzeitigen Erkennung von Karies an Restaurationsrändern und auf Wurzeloberflächen. Für die Prävention und Arretierung von Wurzelkaries sind Fluoride geeignet. Sowohl die tägliche Anwendung fluoridhaltiger Mundspüllösungen, als auch die Anwendung von fluoridhaltigen Gelen und Fluoridlacken sind zusätzlich zur Basishygiene empfehlenswert. Ebenso kann der Einsatz einer Zahnpasta mit einer Fluoridkonzentration von 5.000 ppm präventiv wirken und eine bestehende Kariesaktivität hemmen. Auch Chlorhexidin-Lacke können die Wurzelkaries-Prävention unterstützen.

 

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