Zahnbürste & Co – alles klar? |
Trotz rückläufiger Trends für Zahnerkrankungen in Deutschland stellt die Parodontitis nach wie vor ein Problem dar. Laut der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie von 2016 sind circa 50 bis 75 Prozent der Erwachsenen betroffen (5). Parodontitis ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Studien haben gezeigt, dass sie ein Risikofaktor für bestimmte systemische Erkrankungen wie Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen und Atemwegserkrankungen ist. Dabei scheinen die Entzündungsreaktion und die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen wie Interleukin-1 und -6 sowie Tumornekrosefaktor-alpha eine Rolle zu spielen (4).
Zähne mit Plaque (links) und nach der professionellen Reinigung / Foto: Adobe Stock/Sandor Kacso
Auch bei Morbus Alzheimer gibt es wissenschaftliche Studienergebnisse, die auf eine Rolle der Gingivitis-Erreger bei der Pathogenese hindeuten. So konnte die Studiengruppe um Dominy und Mitarbeiter 2019 im Gehirn von Alzheimer-Patienten Porphyromonas gingivalis sowie neurotoxische bakterielle Proteasen, sogenannte Gingipaine, nachweisen (6). In Mäusen reduzierte die orale oder subkutane Gabe von Gingipain-Inhibitoren die Zahl von P. gingivalis sowie die Synthese von Plaques. Nervenentzündungen bildeten sich zurück und Neurone im Hippocampus blieben erhalten.
Wichtig für die Beratung: In der Schwangerschaft ist eine gute Mundhygiene besonders wichtig, da das Zahnfleisch aufgrund der veränderten Hormonspiegel anfälliger für Entzündungen ist. Hat sich eine Parodontitis entwickelt, scheint diese mit einem erhöhten Risiko für eine Präeklampsie einherzugehen (4, 7).
Neben den parodontalen Erkrankungen ist Karies die weltweit häufigste chronische Erkrankung. Bei circa 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung ist Streptococcus mutans in der Mundhöhle nachweisbar. Wie entstehen die Kariesläsionen in den Zähnen? Zunächst metabolisieren die Kariesbakterien Zucker aus der Nahrung zu schwachen Säuren. Der saure pH-Wert demineralisiert den Zahnschmelz; Calcium und Phosphat werden herausgelöst. Der Zahnschmelz wird porös und es kommt zu Läsionen, die sich unbehandelt bis in die darunterliegende Dentinschicht ausweiten (8).
Im Gegensatz zur Karies wird die Zahnerosion nicht durch Bakterien verursacht. Vielmehr zerstören starke Säuren wie Phosphor- oder Zitronensäure, die in Getränken wie Sportdrinks, Zitrusgetränken oder Cola enthalten sind, bei häufigem Genuss irreversibel große Flächen des Zahnschmelzes und der darunterliegenden Dentinschicht. Bis zu 40 Prozent der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind davon betroffen. Der besorgniserregende Anstieg hat die WHO 2004 veranlasst, Erosion als Krankheit zu klassifizieren (9).
Foto: iStockphoto/delihayat
Gute Mundhygiene ist nicht nur ab den ersten Zähnen, bei Kindern, Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen wichtig, sondern auch bei älteren Menschen. Lockere Zähne erschweren das Kauen von Vollkornbrot, Obst und Rohkost, die die Basis für eine gesunde und ausgewogene Ernährung sind.
Die Deutsche Mundgesundheitsstudie (5) stellte 2016 den Bürgern im Allgemeinen ein recht gutes Zeugnis aus. Im Vergleich zu anderen Industrienationen belegte Deutschland Spitzenplätze beim Rückgang von Karies, Parodontitis und Zahnlosigkeit. Auch bei jüngeren Senioren zwischen 65 und 74 Jahren zeigte die Studie einen rückläufigen Trend bei der Parodontitis. Nur noch jeder Achte in dieser Altersgruppe war zahnlos; im Jahr 1997 war es noch jeder Vierte. Ältere Senioren im Alter zwischen 75 und 100 Jahren hatten 2014 einen Mundgesundheitszustand wie die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen im Jahr 2005.
Problematisch ist jedoch nach wie vor die Mundgesundheit bei pflegebedürftigen älteren Menschen. Diese haben im Vergleich vermehrt Karies, weniger eigene Zähne und häufiger einen herausnehmbaren Zahnersatz als die gesamte Altersgruppe der älteren Senioren. Knapp 30 Prozent der Pflegebedürftigen sind nicht mehr in der Lage, ihre Zähne und Zahnprothesen eigenständig zu reinigen und zu pflegen. Sie benötigen Unterstützung bei der täglichen Mundhygiene.
Neben dem unschönen ästhetischen Aspekt können Erosionen, Kariesläsionen und Parodontitis die Schmerzempfindlichkeit der Zähne erhöhen. Verursacht wird diese Hypersensibilität durch die freigelegten Dentintubuli, die das Dentin (Zahnbein) durchziehen. Bei Kontakt mit kalten oder heißen Flüssigkeiten oder Druck bewegt sich die Flüssigkeit in diesen Hohlräumen und stimuliert die Nerven: Es entsteht ein unangenehm ziehender Schmerz (10).