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Pandemiebekämpfung

Wüst: Arzneimittel-Strategie soll zweite Säule werden

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), Hendrik Wüst (CDU), drängt auf eine gemeinsamen Bund-Länder-Strategie zur Beschaffung von Corona-Medikamenten. Das unterstrich er bei der gestrigen Bund-Länder-Runde. Dabei pochte er vor allem auf Tempo bei der Zulassung wie auch beim Einsatz der Medikamente. Außerdem solle die geplante Impfpflicht rasch umgesetzt werden.
dpa
10.12.2021  09:26 Uhr

Dabei gehe es darum, dass Medikamente direkt nach einem positiven Corona-Test schnell beim Patienten ankämen, sagte Wüst am Donnerstag in Berlin nach Beratungen der MPK mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Außerdem müsse Tempo gemacht werden bei den Zulassungen und möglicherweise auch die Arzneimittelforschung in diesem Bereich gezielt gefördert werden.

Anfang Dezember hatte ein Beratergremium der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung des Corona-Medikaments Molnupiravir empfohlen – allerdings nur mit relativ knapper Mehrheit. Molnupiravir-Hersteller MSD (der US-Konzern Merck) hatte zuvor mitgeteilt, dass das als Tablette verabreichte Medikament einer klinischen Studie zufolge bei Risiko-Patienten die Wahrscheinlichkeit sehr schwerer Verläufe reduziere.

Wüst betonte gestern, dass eine gemeinsame Arzneimittel-Strategie eine zweite Säule neben dem Impfen darstellen könne, um besonders schwere Krankheitsverläufe und eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe das bestätigt, so der Ministerpräsident. Lauterbach war nach Angaben aus Teilnehmerkreisen zugeschaltet. Immer mehr Corona-Medikamente kämen in die Zulassung und auf den Markt, sagte Wüst. »Entscheidend ist dabei immer, dass frühe Behandlung erfolgt, nicht erst wenn die Menschen mit Atemnot zum Arzt gehen.« Dafür sei Aufklärungsarbeit nötig.

Angesichts der zugespitzten Corona-Lage forderte Wüst zudem die neue Bundesregierung zu einer schnellen Umsetzung der Impfpflicht auf. Es gebe wissenschaftliche Zweifel, dass die bestehenden Corona-Schutzmaßnahmen ausreichten, wenn sich die Omikron-Variante weiter ausbreite, sagte er am Rande der Beratungen. Die Impfpflicht in medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen zum Schutz besonders gefährdeter Menschen müsse «so schnell wie möglich» umgesetzt werden. Auch die Beratung über die allgemeine Impfpflicht dürfe sich nicht verzögern. Wegen der vierten Corona-Welle brauche es Tempo, um vor allem ältere Menschen zu schützen. «Das Impfen ist und bleibt die stärkste Waffe im Kampf gegen das Virus», sagte Wüst. Am heutigen Freitag sollen Bundestag und Bundesrat weitere Corona-Regelungen beschließen. Dazu kommen die Parlamente zu Sondersitzungen zusammen. Die Gesetzespläne der Ampel-Koalition von SPD, FDP und Grünen sehen die Einführung einer Impfpflicht für Personal in Einrichtungen mit besonders schutzbedürftigen Menschen wie Kliniken und Pflegeheimen vor.

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