Pharmazeutische Zeitung online
Hohe Infektionszahlen trotz Lockdown

Wo stecken sich die Menschen an?

Trotz seit mehr als zwei Monaten geltender Lockdown-Maßnahmen bleiben die Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 hoch. Wo passieren die Ansteckungen?
dpa
12.01.2021  11:00 Uhr

Gehen die Einschränkungen nicht weit genug oder halten sich zu viele Menschen nicht an die Regeln? Wo genau stecken sich die Betroffenen an? Die Suche nach Antworten gleicht Stochern im Nebel. Für fundierte Aussagen fehlen schlicht Daten. In vielen Fällen wisse man nicht, wo Infizierte sich angesteckt haben, sagte Professor Dr. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen der Deutschen Presse-Agentur. «Einerseits haben wir zwar weniger Kontakte, andererseits wissen wir scheinbar aber trotzdem wenig darüber, wo es gewesen sein könnte.»

Es gebe derzeit wenig große Ausbrüche. «Von Infektionsherden kann man nicht wirklich sprechen, eher von einzelnen Kerzen.» In den Lageberichten des Robert Koch-Instituts (RKI) ist von einer oft diffusen Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevölkerung die Rede, «ohne dass Infektionsketten eindeutig nachvollziehbar sind». Häufungen stünden im Zusammenhang mit Alten- und Pflegeheimen, privaten Haushalten und dem beruflichen Umfeld. Zu der hohen Inzidenz trügen aber auch viele kleinere Ausbrüche etwa in Kliniken bei.

Zeeb ist zudem unklar, wie stark die wohl ansteckendere Coronavirus-Variante B.1.1.7 in Deutschland schon verbreitet ist. Der Anteil untersuchter Proben sei viel zu gering, um Rückschlüsse darauf zu ziehen. Dass das Sinken der Neuinfektionszahlen nur sehr langsam vorankomme, könne aber ein Indiz dafür sein, dass sich das Virus an manchen Stellen verändert habe.

Kaum zu beantworten ist auch die Frage, ob Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen über Weihnachten die Zahlen auf hohem Niveau gehalten haben. Um die Feiertage herum sei weniger getestet worden, erklärte Zeeb. Daher seien die aktuellen Zahlen auch mit Vorsicht zu beurteilen. «Ich glaube, wir werden es nie ganz genau wissen.» Positiv sei aber, dass es zumindest keinen rasanten Anstieg nach den Familienfesten gegeben habe.

Seite12>

Mehr von Avoxa