»Wir müssen Apotheke erlebbar machen« |
Laura Rudolph |
16.06.2022 12:26 Uhr |
Mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung für Apotheken – dies wünscht sich auch ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening, die die Kammerversammlung als Gast besuchte. »Wir sind ein sehr kleiner Berufsstand. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir zusammenhalten und eine Einheit bilden«, verdeutlichte sie. Dazu gehöre auch, der Politik und der Bevölkerung zu verdeutlichen, wie viel die Apothekerinnen und Apotheker für die Arzneimittelversorgung selbst in Krisenzeiten leisten.
Apotheken beschafften unter widrigen Bedingungen Masken, stellten selbst Desinfektionsmittel her, stellten Millionen von Impfzertifikaten aus und vieles mehr. Die Pandemie sei ein Wendepunkt, der der Bevölkerung verdeutlicht hat, dass Vor-Ort-Apotheken einen deutlichen Mehrwert leisten – und nicht als selbstverständlich zu betrachten seien »wie Strom, der aus der Steckdose fließt«.
Eine neue Möglichkeit, das pharmazeutische Können transparent zu präsentieren, seien die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken seit dem 10. Juni abrechnen können. Fünf sind es an der Zahl: Blutdruckmessen, Betreuung von Patienten nach Organtransplantation sowie unter oraler Antitumortherapie, Schulungen zu Inhalativa und eine Beratung bei Polymedikation.
Overwiening appellierte an jeden Einzelnen, diese Dienstleistungen in der eigenen Apotheke auch tatsächlich anzubieten: »Nehmen Sie diese Chance wahr. Jeder Einzelne hat es in der Hand, die pharmazeutische Versorgung für Patienten erlebbar zu machen. Unterstützen Sie den Change-Prozess«. Auf der ABDA-Homepage gibt es Materialien mit allen benötigten Informationen zur Durchführung und zur Abrechnung der Dienstleistungen. Auch die Verbände und Kammern hielfen bei Fragen gerne weiter.
Dass die Bevölkerung neuere Angebote der Vor-Ort-Apotheken durchaus schätzt, zeigten beispielsweise Umfragen zur Zufriedenheit zu den Grippeimpfungen in Apotheken. Über 90 Prozent der Befragten zeigten sich durchaus zufrieden mit den Leistungen. Und auch die Politik setze auf die Bereitschaft der Vor-Ort-Apotheken. Man müsse sie nur »stetig daran erinnern, was wir alles leisten –damit sie das nicht vergisst« und sich nicht etwa auf dem Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken »ausruhe«, so Overwiening. Zu einer erbrachten Dienstleistung gehört auch eine faire Entlohnung, wie sie im Kontext der neuen Dienstleistungen betonte. Diese Entlohnung dürfe nicht durch die Hintertür über Spargesetze wieder eingesammelt werden.
Coronakrise, Ukraine-Krieg und Verschuldung der Krankenkassen schwächen die wirtschaftliche Lage des Gesundheitssystems. Überzogene Sparmaßnahmen seien aber keine Lösung, wie Overwiening betonte: »Wenn die Ampelkoalition ein Gesundheitssystem will, das auch zukünftig noch stabil ist, muss dieses stabilisiert werden – und nicht durch unkreative Sparmaßnahmen weiter ausgehöhlt. werden« Eine gute Arzneimittelversorgung benötige schließlich stabile Strukturen –wirtschaftlich wie ordnungspolitisch.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.