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Corona-Impfstoffe

Wie lange hält der Impfschutz?

In den vergangenen Wochen kamen erste Zahlen zur Impfstoff-Effektivität bis zu 95 Prozent – aber wovor genau schützt die Impfung? Der Infektion mit SARS-CoV-2 oder der Erkrankung Covid-19? Sind Geimpfte noch ansteckend? Und wie lange hält der Impfschutz wohl? Diese Fragen sind noch offen.
dpa
01.12.2020  07:00 Uhr

Noch können keine Langzeitstudien vorliegen, die entsprechende Antworten liefern, dafür laufen die Phase-III-Studien noch zu kurz. Erste Hinweise lassen sich jedoch aus Untersuchungen mit genesenden Covid-19-Patienten ablesen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des kalifornischen La-Jolla-Instituts für Immunologie hat infizierte Menschen untersucht. Demnach sind sowohl Antikörper als auch T-Zellen (zwei der zentralen Waffen unseres Immunsystems) zumindest fünf Monate nach dem Einsetzen der Symptome noch nachweisbar, selbst bei Verläufen mit milder Symptomatik. Die Studie wurde als sogenanntes Preprint veröffentlicht, ist also bislang nicht von unabhängigen Experten begutachtet worden (DOI: 10.1101/2020.11.15.383323).

Für Privatdozent Dr. Thomas Jacobs vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg sind diese Beobachtungen mit Blick auf die mehrarmige Reaktionsweise unseres Immunsystems ermutigend. Er verweist auf zwei Punkte: So gebe es in dieser Studie die sogenannte sterile Immunität, die von einer hohen Zahl neutralisierender Antikörper abhänge. Wenn der Körper davon viele habe, werde ein Virus abgefangen, bevor es in Zellen eindringen könne. Entsprechende Impfstoffe würden wahrscheinlich sogar noch eine bessere Antikörper-Antwort hervorrufen als eine natürliche Infektion. Solange es genügend Antikörper gebe könne man von einer robusten, wenn nicht sogar sterilen Immunität ausgehen, so Jacobs.

Zudem sei auch die T-Zell-Antwort über mehrere Monate nachweisbar gewesen. Das lasse erwarten, dass sich die Symptomatik einer Covid-19-Erkrankung verringert, sagt Jacobs. Eine solche klinische Immunität würde dafür sorgen, dass Erkrankte beispielsweise nur Erkältungssymptome wie bei harmloseren Coronaviren bekämen. Von einer sterilen lebenslangen Schutzwirkung durch die Impfstoffe könne indes derzeit nicht ausgegangen werden. Nichtsdestotrotz würden die Ergebnisse der Preprint-Studie einen erfreulichen Rahmen für die erwartete Immunität durch die Vakzine setzen.

Eine andere Studiengruppe hatte kürzlich berichtet, dass die T-Zellen noch sechs Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion nachweisbar sind (DOI: 10.1101/2020.11.01.362319). «Das sind vielversprechende Neuigkeiten: Wenn eine natürliche Infektion mit dem Virus eine robuste T-Zell-Antwort hervorrufen kann, bedeutet dies möglicherweise, dass ein Impfstoff dasselbe tun könnte», kommentiert Fiona Watt, geschäftsführende Vorsitzende des britischen Medical Research Council, in einem Artikel des Fachjournals «The BMJ».

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