| Annette Rößler |
| 18.11.2025 18:00 Uhr |
Auch ein Stockwerk tiefer, im Hals, treiben überwiegend Viren ihr Unwesen. Halsschmerzen mit oder ohne Erkältungssymptome sowie unter Umständen Fieber und eine Schwellung der Lymphknoten sind typische Symptome einer Mandelentzündung (Tonsillopharyngitis). Husten, Schnupfen, Heiserkeit sprechen für eine virale Ursache, das Fehlen dieser Begleitsymptome sowie druckschmerzhafte, geschwollene Lymphknoten, Fieber über 38 °C und eitrige Mandeln für eine bakterielle.
Eine Antibiotikatherapie ist allerdings selbst dann häufig nicht angezeigt, denn sie bietet auch bei einer bakteriellen Mandelentzündung nur dann Vorteile gegenüber einer rein symptomatischen Therapie, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Infektion mit A-Streptokokken vorliegt – also Scharlach – und bei schwerem Krankheitsbild. Auch bakterielle Mandelentzündungen verliefen in der Regel selbstlimitierend, so die Leitlinie.
Scharlach verursacht außer Hals- und Kopfschmerzen sowie Fieber auch einen Hautausschlag und typische Veränderungen der Zunge: Sie ist zunächst weiß belegt und rötet sich nach einigen Tagen stark (sogenannte Himbeerzunge). Patienten mit Scharlach sollen fünf bis sieben Tage lang mit Penicillin V behandelt werden; Alternativen sind Cephalosporine der Gruppe 1 wie Cefalexin und Cefadroxil, Clarithromycin und Clindamycin.
Die Antibiotikatherapie bei Scharlach dient auch dazu, Infektionsketten der sehr ansteckenden Erkrankung zu durchbrechen: Kinder mit Scharlach, die antibiotisch behandelt werden, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Kita oder Schule wieder besuchen, sobald sie keine spezifischen Symptome mehr haben. Ohne Antibiotika muss nach Abklingen der Symptome noch 24 Stunden gewartet werden.
Eine mögliche Komplikation einer Mandelentzündung ist eine Abszessbildung im Bereich der Gaumenmandel (Peritonsillarabszess). Symptome sind unter anderem einseitige Schluckbeschwerden und Gaumenmandelschwellung sowie kloßige Sprache. Die Schwellung des entzündeten Bereichs kann so stark sein, dass der Patient eine Kieferklemme entwickelt, den Mund also nicht mehr öffnen kann. Ein Peritonsillarabszess sollte vom HNO-Arzt operativ saniert und antibiotisch (Aminopenicillin plus β-Lactamasehemmer) behandelt werden.
Eine Entzündung der Speicheldrüse(n) ist meist nicht bakteriell bedingt – auch Mumps ist eine Virusinfektion. Findet der HNO-Arzt Hinweise auf eine bakterielle Ursache, sollte jedoch rasch eine Antibiotikatherapie begonnen werden, um einem schweren Krankheitsverlauf mit möglicher Abszessbildung vorzubeugen. Empfohlen werden als erste Wahl Cephalosporine der Gruppe 1 oder Clindamycin.