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Ende der Pandemie

Wie gut muss ein Corona-Impfstoff sein?

Experten sind sich einig, dass erst dann das Ende der Pandemie in Sicht sein wird, wenn ein sehr guter Impfstoff verfügbar ist. Aber wie gut muss ein Impfstoff sein, um als einzige Maßnahme eine Epidemie zu stoppen? Hierzu wurden nun Berechnungen vorgelegt.
Theo Dingermann
27.08.2020  07:00 Uhr

Derzeit stehen nur nicht pharmakologische Interventionen zur Verfügung, um die Coronavirus-Pandemie zu kontrollieren. Dazu zählen die Beachtung der Abstandsregeln und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Beide Maßnahmen sind unbeliebt und die Bereitschaft in der Bevölkerung, diese prinzipiell einfachen Regeln zu akzeptieren, sinkt stetig.

Daher wartet man mit Ungeduld auf die Verfügbarkeit eines schützenden Impfstoffs. Der breitflächigen Impfung traut man eher zu, das Infektionsgeschehen zu verlangsamen oder bestenfalls sogar zu stoppen. Allerdings sind bekanntermaßen verschiedene Impfstoffe unterschiedlich effektiv. Daher stellt sich die Frage, wie effektiv ein SARS-CoV-2-Impfstoff sein muss, um die in ihn gesetzten Hoffnungen zu erfüllen und einen Verzicht auf Abstandsregeln und auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu ermöglichen. Die Antwort ist ernüchternd.

Wissenschaftler um Sarah M. Bartsch von der CUNY Graduate School of Public Health and Health Policy in New York City haben theoretische Studien angestellt, die sie jetzt im »American Journal of Preventive Medicine« veröffentlichten. Sie zeigen mithilfe von Simulationsexperimenten, dass die Wirksamkeit eines Impfstoffs bei einer angenommenen 100-prozentigen Durchimpfungsrate mindestens 60 Prozent betragen muss, um als alleinige Maßnahme eine Epidemie zu stoppen. Bei dieser Simulation wurde eine Basisreproduktionszahl (R0) von 2,5 bis 3,5 zugrundegelegt.

Natürlich ist eine Durchimpfungsrate von 100 Prozent nicht realistisch erreichbar. Aus diesem Grund simulierten die Wissenschaftler auch Szenarien, bei denen die Durchimpfungsraten bei 75 Prozent (R0 2,5) oder bei 60 Prozent (R0 3,5) liegen. In diesen Fällen muss die Wirksamkeitsschwelle des Impfstoffs auf 70 Prozent oder gar 80 Prozent steigen.

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