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Wie funktionieren Corona-Impfstoffe? 

Covid-19-Impfungen könnten perspektivisch auch von Apothekern durchgeführt werden. Dabei wird es aber darauf ankommen, um was für eine Art von Impfstoff es sich handelt. Der Blick in die Pipeline zeigt: Wir werden es mit vielen unterschiedlichen Impfprinzipien zu tun bekommen, darunter vollkommen neue. Einen Überblick gab es beim ersten Vortrag der Fortbildungsreihe pharmacon@home.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 08.06.2020  16:48 Uhr

Last but not least: RNA- und DNA-Impfstoffe

Zündorf stellte die Gruppen sieben und acht vor: RNA- und DNA-Impfstoffe. Auch hier bauen die Unternehmen auf Plattform-Technologie auf, doch gibt es noch keine zugelassene Vakzine auf dieser Basis. Bei den 18 RNA-Impfstoffkandidaten werden die kodierende RNA für das Spike- oder andere virale Proteine gewissermaßen nackt oder verpackt in Lipidnanopartikel beziehungsweise Liposomen in den Muskel injiziert. Die RNA dringt dann in die Körperzellen ein und führt zur körpereigenen Antigenproduktion, was eine umfassende Immunantwort auslösen soll, wie erste Tests andeuten.

In Phase I/II befinden sich die Kandidaten von Moderna und dem US-Institut NIAID sowie des Mainzer Unternehmens BioNTech mit Fosun Pharma und Pfizer, die in Deutschland läuft. Ebenfalls in diese Klasse, aber noch in der Präklinik gehört der Kandidat des Tübinger Unternehmens CureVac. »Das ist eine tolle Idee, es bleibt abzuwarten, wie gut die Immunreaktion ausfallen wird und wie lang sie anhält«, resümierte Zündorf.

Während RNA offenbar gut über eine einfache Injektion in die Zellen gelange, sei dies bei DNA schwieriger. Die Firma Inovio Pharmaceuticals geht hier daher einen anderen Weg: Sie hat einen Elektroporator mitentwickelt, bei dem die DNA mittels Mikronadeln und einem kurzen Puls eines Entladungsstroms zwischen zwei Elektroden in den Muskel gebracht wird. Dieser Kandidat wird bereits in Phase I getestet. Zehn weitere DNA-Vakzinen befinden sich in der Präklinik. 

Plan B und der Fahrplan

Bei aller moderner Technologie habe man noch einen ziemlich genau hundert Jahre alten Plan B in der Hinterhand, so Dingermann: den heute noch verwendeten Tuberkulose-Lebendimpfstoff BCG. Er enthält Bacille Calmette-Guérin (BCG), ein attenuiertes Mycobacterium bovis. »In Deutschland wird er nicht mehr zur Prävention der Tuberkulose verimpft, aber zur Immunstimulation und Abtötung von Tumorzellen bei Blasen- und Darmkrebs verwendet«, erklärte der emeritierte Pharmazieprofessor. BCG erleichtert die MHC-abhängige Antigenpräsentation und führt zu einer verstärkten Immunreaktion des unspezifischen Immunsystems.

Noch ist nicht endgültig geklärt, ob Menschen, die den Impfstoff zur Tuberkulose-Prävention erhalten haben, ein niedrigeres Infektionsrisiko für das Coronavirus oder einen leichteren Verlauf der Covid-19-Erkrankung haben, auch wenn es erste Hinweise darauf gibt. Aufgrund der mangelnden Evidenz sowie befürchteter Lieferengpässe für die zugelassenen Indikationen warnte erst kürzlich das Paul-Ehrlich-Institut vor einem Off-Label-Einsatz von BCG-Impfstoffen als Covid-19-Vakzine.

Zum Schluss fragten die Zuschauer unter anderem, wann mit ersten Zulassungen zu rechnen sei. »Darüber lässt sich nur spekulieren, aber ich bin Optimist und hoffe bereits auf den Herbst«, antwortete Dingermann. Allerdings sei damit zu rechnen, dass zunächst wenig Impfdosen bereitstehen, die prioritär an medizinisches Personal und andere Risikogruppen verimpft werden sollten. Im Laufe des kommenden Jahres könnte großflächig geimpft werden. »Die Zeit bis dahin müssen wir so durchstehen«, so Dingermann.

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