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Brutonkinase-Hemmer

Wer macht das Rennen bei MS?

Das Enzym Bruton-Tyrosinkinase wird vor allem von B-Zellen exprimiert und spielt eine wichtige Rolle bei der Reifung der Zellen. Inhibitoren dieser Kinase kennt man vor allem aus dem Bereich Onkologie, aber auch bei Multipler Sklerose werden mehrere aussichtsreiche Kandidaten untersucht.
Sven Siebenand
22.09.2020  07:00 Uhr

Mit Ibrutinib (Imbruvica®) gibt es schon einige Jahre einen Bruton-Kinasehemmer im Handel. Vor Kurzem erhielt auch der Wirkstoff Acalabrutinib (Calquence®) eine EU-Zulassungsempfehlung. Beide Wirkstoffe werden bei malignen B-Zellerkrankungen eingesetzt. Ebenso ist es bei Zanubrutinib, dessen Zulassungsunterlagen zurzeit von der europäischen Zulassungsbehörde EMA geprüft werden.

B-Zellen spielen auch in der Pathogenese der Multiplen Sklerose (MS) eine Rolle. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch für die MS-Behandlung Brutonkinase-Hemmer klinisch getestet werden. Roche kündigt beispielsweise an, den Arzneistoffkandidaten Fenebrutinib, einen reversiblen Brutonkinase-Inhibitoren, in klinischen Phase-III-Studien untersuchen zu wollen. Dies soll sowohl bei Patienten mit schubförmiger MS als auch bei primär progredienter MS (PPMS) geschehen. Gerade für letztere gibt es bislang wenige Therapieoptionen für die Betroffenen. Die geplante Studie mit PPMS-Patienten wird Fenebrutinib auch mit dem zugelassenen CD20-Antikörper Ocrelizumab (Ocrevus®) vergleichen.

Fenebrutinib ist nicht der einzige Brutonkinase-Hemmer, für den eine Zulassung bei MS angestrebt wird. Sanofi-Genzyme hat zum Beispiel mit SAR442168 einen Brutonkinase-Inhibitor in der MS-Pipeline und Merck beteiligt sich mit Evobrutinib am Rennen um den ersten Brutonkinase-Hemmer bei MS.

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