Wenn Schwitzen zur Belastung wird |
Bei der Leitungswasser-Iontophorese wird mittels Stromwasserbädern die Schweißbildung reversibel reduziert. Füße oder Hände werden in ein Wasserbad getaucht oder mit feuchten Elektroden versehen. Für die Anwendung an Achseln, Gesicht oder Rumpf gibt es spezielle Masken. Die Behandlung erfolgt dauerhaft mehrmals die Woche über 20 bis 30 Minuten (Tabelle 3).
Laut Leitlinie ist die intrakutane Injektion von Botulinumtoxin A zwei- bis dreimal jährlich in mehrere definierte Injektionspunkte in Achseln und off Label an Händen und Füßen sehr effektiv. Botulinumtoxin blockiert reversibel die cholinerg innervierten Nervenfasern.
Mit Radiofrequenz, Mikrowellen und fokussiertem Ultraschall erfolgt eine thermische Schädigung der axillaren Schweißdrüsen. Dabei können auch umgebende Haut und Nerven verletzt werden. Chirurgische Maßnahmen blockieren die Nervenleitung oder entfernen die Schweißdrüsen.
Bewährte pflanzliche Hilfe: Salvia officinalis / Foto: Adobe Stock/DOC RABE Media
Die systemische Behandlung mit Medikamenten kontrolliert für kurze Zeit das Schwitzen. Bei milder Hyperhidrose kann das Apothekenteam Salbeitee oder -extrakt empfehlen. Tees und Zubereitungen aus Salvia officinalis hat der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittelagentur bei vermehrter Schweißsekretion positiv bewertet (Traditional use).
Systemisch wirksame Anticholinergika wie das Parkinsonmedikament Bornaprin (Sormodren®) sowie Methantheliniumbromid (Vagantin®) sind zugelassen für (axillare) Hyperhidrose. Sie hemmen die Acetylcholin-Freisetzung an den Muskarin-Rezeptoren der Schweißdrüsen mit typisch anticholinergen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen, Tachykardie und Miktionsstörungen. Sie werden einschleichend dosiert, die Studienbelege sind jedoch dürftig.
Psychopharmaka, Tranquilizer, Sedativa und Betablocker werden ohne kontrollierte Studien bei Hyperhidrose versucht.
Eine Hyperhidrose ist für die Betroffenen sehr belastend, sogar oft beschämend, sodass Lebensqualität und Berufsausübung eingeschränkt sind. Trotzdem sucht nur ein kleiner Teil der Betroffenen einen Arzt auf. In der Apotheke ist wertvolle Unterstützung möglich. Es gilt, empathisch mit dem Patienten nach Ursachen zu suchen und über Möglichkeiten der Diagnose, Therapie und Erstattungsmöglichkeiten der Krankenkasse aufzuklären. Nicht zuletzt ist der Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten wichtig.
Barbara Staufenbiel studierte Pharmazie in Münster. 16 Jahre lang leitete sie die Rabenfels-Apotheke in Rheinfelden. Seit ihrer Rückkehr nach Münster arbeitet sie in einer öffentlichen Apotheke und engagiert sich für die Fortbildung als Referentin und Autorin mit Schwerpunkt Apothekenpraxis.