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Hyperhidrose

Wenn Schwitzen zur Belastung wird

Kann der Körper nicht schwitzen, ist er akut gefährdet. Dagegen ist übermäßiger Schweißfluss belastend und unangenehm. Neben der physiologisch wichtigen Thermoregulation können Stoffwechselstörungen, Arzneimittelnebenwirkungen oder Erkrankungen Ursache einer Hyperhidrose sein. Da ist guter Apothekerrat gefragt.
Barbara Staufenbiel
25.07.2021  08:00 Uhr

Primäre und sekundäre Hyperhidrose

Bei der primären essenziellen Hyperhidrose liegt eine Fehlfunktion der Schweißdrüsen vor (Kasten). Diese sind weder vergrößert noch liegen sie in erhöhter Anzahl vor, vielmehr sind sie durch Acetylcholin überstimuliert. Die Symptome machen sich bereits in der Pubertät bemerkbar und begleiten die Betroffenen oft ein Leben lang. Kleinste körperliche Anstrengungen oder geringe Nervosität verursachen heftige Schwitzattacken von dünnflüssigem Schweiß aus ekkrinen Drüsen, besonders fokal in Regionen mit großer Schweißdrüsendichte wie an Handflächen, Fußsohlen, Achselhöhlen und Stirn.

Verschiedene Ursachen regen das Schwitzen an. Die Ursachen einer primären Hyperhidrose sind weitgehend unbekannt. Eine familiäre Veranlagung und ein überaktives sympathisches Nervensystem werden angenommen.

Die sekundäre Hyperhidrose ist Symptom einer internistischen oder neurologischen Erkrankung oder einer Arzneimittelnebenwirkung. Auch der Lebensstil spielt eine Rolle. Starkes Übergewicht oder Mangelernährung belasten den Stoffwechsel. Schwitzen kann auch ein Zeichen bei Alkoholabbau sein. Einige Sonderformen nennt die Tabelle 1.

Sonderform der Hyperhidrose Beschreibung, Auftreten
kalter Schweiß starkes Schwitzen bei körperlicher Stressreaktion mit gleichzeitiger Vasokonstriktion der Gefäße. Haut ist kalt, keine Maßnahme der Temperaturregulierung, Begleitsymptom bei schwer kranken Patienten (Herzinfarkt, Lungenödem, Schock, Hypoglykämie), Entzugserscheinung bei Alkoholmissbrauch oder Drogenproblemen, Panikattacke bei einer Angststörung
nächtlicher Schweiß Begleitsymptom der primären oder sekundären Hyperhidrose,
ungünstige Bedingungen im Schlafzimmer (erhöhte Temperatur, ungeeignete Kleidung), verbunden mit Schlafstörungen
gustatorisches Schwitzen (Frey-Syndrom) verstärkte Wärme- und Schweißproduktion vor allem im Gesicht (Stirn, Wangen, Oberlippe) durch scharf gewürzte Speisen, heiße Getränke oder Alkohol
Bromhidrose übermäßiges Schwitzen in Kombination mit einem sehr strengen, unangenehmen Schweißgeruch
apokrine Chromhidrose vermehrter Schweiß unter den Achseln, deutlich erkennbar farbig (gelb, grün, blau, schwarz) durch Ablagerung des Pigments Lipofuscin mit variierenden Konzentrationen oder Oxidationsstadien
ekkrine Chromhidrose Schweißfärbung durch wasserlösliche Farbstoffe aus der Nahrung
Ochronose Defekt im Aminosäurestoffwechsel färbt den Schweiß braun
Tabelle 1: Kalter, farbiger oder nächtlicher Schweiß

Veränderte Konzentrationen von Sexualhormonen können zu individuell heftigem Schwitzen in der Pubertät, bei Menstruation oder Schwangerschaft führen. Der Estrogenabfall in den Wechseljahren und ein Mangel an Testosteron (Hypogonadismus) bei älteren Männern sind verbunden mit schweißtreibenden Hitzewallungen. Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion haben neben anderen Symptomen eine erhöhte Körpertemperatur und schwitzen deshalb häufig.

Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis führen zur Überaktivität des Immunsystems, oft mit verstärkter Schweißsekretion. Bei abklingenden fieberhaften Infektionskrankheiten erfordert die sinkende Körpertemperatur die Neueinstellung des Soll-Ist-Werts im Hypothalamus, begleitet von Schwitzen.

Bei Diabetespatienten kann die Hyperhidrose eine beginnende Nervenstörung (Polyneuropathie) im vegetativen Nervensystem anzeigen. Zunächst ist die Schweißneigung erhöht, mit fortschreitender Neuropathie allerdings problematisch verringert. Kalter Schweiß kann ein wichtiges Warnzeichen für eine beginnende Hypoglykämie sein. Morbus Parkinson, starke Schmerzen, Hypertonie oder Tumor- oder Krebserkrankungen beeinflussen das vegetative Nervensystem und können ebenfalls starkes Schwitzen auslösen.

Die Behandlung einer sekundären Hyperhidrose richtet sich hauptsächlich nach deren Ursache. Wird die Primärerkrankung behandelt, verringert sich die Schweißdrüsenaktivität. Ergänzend sind lokale oder systemische Optionen zur Reduktion der Schweißbildung sinnvoll. Weitere Unterstützung bieten Psychotherapie, Naturheilverfahren oder Akupunktur. Ein veränderter Lebensstil mit gesunder Ernährung, ausreichender Bewegung und Entspannungsmaßnahmen verbessert den Stoffwechsel und dämpft das vegetative Nervensystem.

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