Weniger Apotheken, höhere Betriebsergebnisse, mehr Versand |
Claudia Korf, Ökonomie-Chefin bei der ABDA, präsentierte bei der heutigen DAV-Wirtschaftskonferenz die neuesten Zahlen zum wirtschaftlichen Jahr 2020 der Apotheken. / Foto: André Wagenzik
Nach einer Pandemie-bedingten Pause im vergangenen Jahr hat am heutigen Donnerstag in Berlin erneut die DAV-Wirtschaftskonferenz stattgefunden. Aus dem Berliner Apothekerhaus sprach zunächst Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, zu seinen Kollegen, bevor Claudia Korf, Ökonomie-Chefin der ABDA, und Eckart Bauer, Abteilungsleiter für Wirtschaftsthemen, die wirtschaftliche Entwicklung des Apothekenmarktes beleuchteten. Die Veranstaltung fand ohne Zuschauer statt und wurde live im Internet übertragen.
Aus den Vorträgen von Korf und Bauer ging deutlich hervor, dass 2020 ein besonderes Jahr war für die Apotheken. Korf sprach sogar von einer »Zäsur« die durch die Krise entstanden sei. Einer der wenigen fortlaufenden, von der Krise ungehinderten Trends ist jedoch die rückgängige Apothekenzahl. Laut Korf ist die Zahl der Betriebsstätten nach dem 1. Quartal 2021 auf 18.671 weiter gesunken, während die Anzahl der Filialapotheken weiter steigt und derzeit bei 4694 liegt. Korf erinnerte daran, dass Deutschland mit 23 Apotheken pro 100.000 Einwohner bezüglich der Apothekendichte deutlich unter dem EU-Durchschnitt liege. Ende 2020 arbeiteten zudem 52.996 Apothekerinnen und Apotheker in den öffentlichen Apotheken. Obwohl die absolute Zahl der in Industrie und Kliniken beschäftigten Pharmazeuten deutlich geringer ist, konnten sich diese beiden Bereiche über höhere Personalzuwächse freuen als die Vor-Ort-Apotheken: In der Pharmaindustrie arbeiteten im vergangenen Jahr 215 Approbierte mehr als noch 2019, in den Apotheken nur 120.
Was die Sondereffekte der Pandemie betrifft, sprach Korf zunächst das Thema Kurzarbeit an. Im April 2020 sei diese im Apothekenmarkt auf einem Höchststand von rund 9200 Beschäftigten gewesen (in 984 Apotheken). Bis Dezember war die Zahl bundesweit dann wieder auf rund 840 Kurzarbeitende abgeflacht. Aber auch in den Arzneimittelumsätzen war die Pandemie deutlich zu spüren: Während die Rx-Umsätze um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stiegen, verloren die Apotheken im OTC-Bereich 9,1 Prozent. Klarer Gewinner: Der Versandhandel – hier stieg der OTC-Umsatz um 13,5 Prozent. Laut Korf haben die Versender inzwischen einen OTC-Marktanteil von rund 20 Prozent. Übrigens: Auch die Rx-Umsätze der EU-Versender stiegen um etwa 8 Prozent an. Die Kassen überwiesen 2020 insgesamt 457 Millionen Euro an die ausländischen Versender für die Rx-Versorgung.
Mit Blick auf die möglichen Pandemie-bedingten Einsparrunden in der nächsten Legislaturperiode erklärte Korf, dass die Apotheken »nicht das Problem der GKV« sind, schließlich mache die Apothekenvergütung weiterhin nur 2,1 Prozent der Gesamtausgaben aus. Zudem bezeichnete Korf das vergangene Jahr als »Jahr des Impfens«, weil die Umsätze der Apotheken mit Impfstoffen gleich in mehreren Bereichen (u.a. Grippe, Pneumokokken) deutlich gestiegen seien. Ein deutliches Augenmerk richtete die Ökonomie-Chefin auf die Verluste der Apotheken bei Erkältungs- und Schmerzmitteln – bedingt durch die ausgefallene Grippesaison und den steigenden OTC-Versand. Gerade bei den Erkältungsmitteln sind Um- und Absatz um mehr als 25 Prozent eingebrochen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.