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Abwasserbasiertes Monitoring

Welche Städte sind Deutschlands Drogen-Hochburgen?

Über eine Abwasseranalyse auf Drogenrückstände und -metabolite lassen sich regionale Konsummuster abschätzen. Nun wurden die Ergebnisse des jüngsten europaweiten Drogenmonitorings veröffentlicht. Wie hat Deutschland beim Abwasser-Drogentest abgeschnitten? 
Laura Rudolph
24.03.2023  07:00 Uhr
Welche Städte sind Deutschlands Drogen-Hochburgen?

Seit 2011 führt das europaweite Netzwerk »SCORE« (Sewage analysis CORe group — Europe) Abwassermonitorings auf Drogen in Europa durch. 2022 wurden insgesamt 104 europäische Städte untersucht, darunter Berlin, Chemnitz, Dortmund, Dresden, Dülmen, Erfurt, Magdeburg, München, Nürnberg und Saarbrücken. Nun wurden die Ergebnisse des jüngsten Abwassermonitorings als interaktives Tool auf der Website des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction veröffentlicht.

Forscher haben in den untersuchten Regionen zwischen März und Mai 2022 innerhalb einer Woche 24-Stunden-Sammelproben aus Kläranlagen entnommen. Diese wurden auf Urin-Biomarker von Amphetamin, Methamphetamin, Ketamin und MDMA analysiert. Um Cannabis und Kokain nachzuweisen, wurde auf deren Abbauprodukte Benzoylecgonin (BE) beziehungsweise THC-COOH (11-nor-9-carboxy-delta9-tetrahydrocannabinol) gescreent.

Unter Berücksichtigung der Flussrate der Gewässer und dem menschlichen Drogenmetabolismus ermittelten die Forscher die mittlere Menge an Substanz in Milligramm, die in der betreffenden Region rechnerisch pro Tag und pro 1000 Einwohner konsumiert wurde (mg/d/1000p). Wie hat Deutschland beim Abwasser-Drogentest abgeschnitten?

Kokain, Amphetamin und Methamphetamin

Die höchsten Abwasserbelastungen mit Benzoylecgonin (BE), dem Kokain-Marker, wurden mit 541 mg/d/1000p in Berlin nachgewiesen, gefolgt von Dortmund und München (350 versus 236 mg/d/1000p). Die deutschen Kokain-Hochburgen liegen dabei aber weit hinter dem europäischen Spitzenreiter, der belgischen Hafenstadt Antwerpen. Dort war der nachgewiesene BE-Wert fast viereinhalb Mal so hoch wie in Berlin (2381 mg/d/1000p).

In Saarbrücken wurde der hierzulande höchste Amphetamin-Wert nachgewiesen (360 mg/d/1000p). Damit belegt die Stadt an der Saar im Europavergleich nach den schwedischen Städten Gävle und Sandviken sowie dem belgischen Antwerpen den vierten Platz. Die deutschen Städte mit der zweit- und dritthöchsten Amphetamin-Belastung waren Dülmen (265 mg/d/1000p) und Dortmund (192 mg/d/1000p).

Der Methamphetaminkonsum sei im Allgemeinen gering und habe sich in der Vergangenheit auf die Tschechische Republik und die Slowakei konzentriert, heißt es im Ergebnisbericht. Nun sei er aber auch in Belgien, Ostdeutschland, Spanien, der Türkei und Nordeuropa zu beobachten. Die deutschen Städte mit den höchsten Methamphetamin-Abwasserkonzentrationen waren 2022 Chemnitz, Dresden und Erfurt (279 versus 267 versus 226 mg/d/1000p).

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