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Magen- und Darmerkrankungen

Welche Arzneimittel wann und wofür?

Phytopharmaka, PPI und Alginate: Was hilft wirklich bei Magen-Darm-Beschwerden? In der Pharma-World bei der Expopharm Impuls gaben drei Apotheker evidenzbasierte Empfehlungen und praktische Hinweise für die Beratung.
Brigitte M. Gensthaler
Carolin Lang
08.10.2020  10:30 Uhr

Unter Leitung von PZ-Chefredakteur Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz diskutierten Dr. Mario Wurglics vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt und Dr. Miriam Ude, Stern-Apotheke Darmstadt. Im Fokus des Fachgesprächs standen die Evidenzlage prominenter Arzneipflanzen und die Indikationen funktionelle Dyspepsie und Reizdarmsyndrom.

Beispiel Pfefferminze: Um deren Wirksamkeit bewerten zu können, müsse man zunächst die Anwendungsform betrachten. »Die Unterschiede könnten größer nicht sein«, erklärte Wurglics. Für Blätter und Tees sei die klinische Datenlage sehr dünn. Für das ätherische Öl gebe es hingegen hohe wissenschaftliche Evidenz. Entscheidend für die Wirksamkeit sind bestimmte Qualitätsmerkmale wie eine ausreichende Menge von Menthol und Menthon. »Ein zweites Kriterium – und das finde ich mindestens genauso wichtig – ist die Abwesenheit bestimmter Stoffe wie Pulegon und Carvon«, führte Wurglics aus. Pulegon könne die Magenschleimhaut reizen und Carvon möglicherweise Allergien auslösen. In der Apotheke müsse man den Patienten erklären, dass es auf geprüfte Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und pharmazeutische Qualität ankommt.

Die neue Fassung der S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom begrüßte Wurglics als deutlichen Fortschritt für die evidenzbasierte Phytotherapie. Hier seien klar definierte pflanzliche Arzneimittel benannt. »Sie nennt Ross und Reiter, also Wirkstoffe und Präparate, und nicht nur die Pflanzen.« Ein Beispiel sei die Pfefferminze und deren Öl bei Schmerzen und Bauchkrämpfen.

Für Kümmel zur Anwendung bei Flatulenzen und Völlegefühl seien hingegen kaum Daten verfügbar. Interessant sei jedoch die Kombination aus Kümmel- und Pfefferminzöl, so Wurglics. Hier gebe es eine ganze Reihe klinischer Studien, die eine gute Wirksamkeit und synergistische Effekte bei Reizmagen und funktioneller Dyspepsie zeigten.

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