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Tradition und Konsum

Weihnachten ist ein Gefühl

Wer darf Lucia sein?

Als Lichtbringerin im dunklen Winter gilt in Schweden die Heilige Lucia. Praktisch jede Schule und jede Stadt hat ihren eigenen Lucia-Chor, der am 13. Dezember zum gleichnamigen Fest auftritt. Obwohl die Figur Lucia eigentlich auf Sizilien gelebt haben soll, entspricht sie dem Ideal der blonden nordischen Schönheit. Diese Vorstellung geht auf einen Schönheitswettbewerb der Zeitung »Stockholms Dagblad« aus dem Jahr 1928 zurück. Als dann im Jahr 2016 die Kaufhauskette »Åhléns« mit dem Bild eines kleinen Jungen als Lucia warb, folgte ein Shitstorm im Netz. Und schließlich entstand unter Hashtags wie #JagÄrLucia (Ich bin Lucia) ein Aufruf zu Solidarität, sprich jeder sollte Lucia sein dürfen – unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft.

Folgen der Kolonialzeit

Eine Vermischung von lokalen und christlichen Einflüssen zeigt das Exponat einer Ebenholzkrippe aus Tansania. Das Kunstwerk eines  Schnitzers aus dem Volk der Makonde zeigt einen traditionellen Familien- oder Lebensbaum, auf dem eine Gruppe von Menschen wie in einem Boot zusammensitzt. Die Darstellung erinnert gleichzeitig an das letzte Abendmahl von Jesu und seinen Jüngern. Das Exponat ist ein Zeugnis der Kolonialzeit, während der die Missionsarbeit ihre Spuren hinterlassen hat.

Den Kuratoren zufolge zeigt die Ausstellung, wie die besondere Stimmung, der Familien-, aber auch der Konsumgedanke des Weihnachtsfests mittlerweile kulturübergreifend und zum Teil ohne religiöse Botschaften auf der ganzen Welt gelebt wird. Die Tradition, insbesondere die Kinder zu beschenken, geht auf die Biedermeierzeit zurück. Damals gewann das Familienleben an Bedeutung und die Erwachsenen widmeten ihrem Nachwuchs mehr Aufmerksamkeit. Die Eltern setzten demnach das Spielzeug als Zeichen ihrer Liebe ein, aber auch gezielt zur Erziehung.

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