Was vor und auf Reisen zu beachten ist |
Brigitte M. Gensthaler |
12.07.2019 17:00 Uhr |
Bei Urlaub in den Bergen sollte für Schwangere der Höhenunterschied nicht mehr als 500 m pro Tag betragen. / Foto: Fotolia/RioPatuca
»Grundsätzlich sollte für eine schwangere Frau auf der Fahrt und am Urlaubsziel immer medizinische Hilfe erreichbar sein, und sie sollte für alle Fälle wissen, wo die nächste Geburtsklinik liegt«, empfiehlt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, in einer Pressemeldung.
Seiner Erfahrung nach sei das Reisen im zweiten Trimester, also etwa zwischen der 13. und 30. Woche, am wenigsten belastend. In den ersten drei Monaten hätten viele Frauen Probleme mit Übelkeit und Erbrechen. Etwaige Blutungen kämen in Ruhe meist spontan zum Stillstand. In den letzten Wochen der Schwangerschaft fallen Frauen körperliche Anstrengungen, langes Stehen und langes Sitzen auf der Fahrt oder im Flugzeug meist schwerer.
Um Thrombosen zu vermeiden, sollten Schwangere bei Reisen, die länger als zwei Stunden dauern, immer wieder die Beine bewegen, aufstehen und herumlaufen. »Außerdem immer genug Flüssigkeit aufnehmen und gegebenenfalls leichte Stützstrümpfe tragen«, rät der Arzt. Frauen, die bereits früher eine Thrombose hatten, sollten das Risiko mit ihrem Arzt besprechen.
Bei Urlaub in den Bergen müsse man bedenken, dass mit zunehmender Höhe der Sauerstoffgehalt der Luft abnimmt. Die Schwangere werde kurzatmig und sei sehr schnell erschöpft. »Bei der Anreise und am Urlaubsort selbst gilt deshalb die Regel, dass der Höhenunterschied nicht mehr als 500 m pro Tag betragen sollte. Eine Höhe über 2500 m sollte eine Schwangere auch bei Tagesausflügen nicht erreichen«, so Albring.
Eine Außentemperatur von 30 Grad und mehr ist nicht per se ungesund, aber der Kreislauf kann schneller schlappmachen. Daher gelten die allgemeinen Regeln: die heiße Tageszeit möglichst im Schatten verbringen und genug trinken, am besten Wasser, Kräutertee oder stark verdünnte Obstsäfte. Am leichtesten kämen mit Hitze meist die Frauen zurecht, die nicht zu viel Gewicht zugelegt haben, und sportlich und aktiv geblieben sind.
Bei Reisen in südlichen Ländern ist zudem an Magen-Darm-Infektionen durch keimbelastete Nahrungsmittel zu denken. Der Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust durch Durchfall und Erbrechen könne gerade bei Schwangeren schnell zum Kreislaufzusammenbruch führen.
Um eine Hepatitis A durch kontaminierte Lebensmittel zu vermeiden, rät der Berufsverband der Frauenärzte dringend zur Impfung, denn bei einer Hepatitis A in der Schwangerschaft steigt das Risiko für Fehl- und Totgeburten. Für Totimpfstoffe, zum Beispiel gegen Influenza, Tetanus, Diphtherie, Pertussis sowie Hepatitis A und B, stellt eine Schwangerschaft keine Kontraindikation dar, betont auch das Robert-Koch-Institut. Dagegen sind Impfungen mit einem Lebendimpfstoff, zum Beispiel gegen Masern, Mumps, Röteln oder Varizellen, grundsätzlich kontraindiziert. Daher ist es in jedem Fall günstiger, wenn der Impfschutz vor der Schwangerschaft komplett ist.
Von Tropenreisen rät Albring ab. Infektionen wie Cholera, Malaria, Typhus, Denguefieber und Zika könnten Mutter und Kind schwer schädigen.
Ins Gepäck gehört immer der Mutterpass. »Bei Bedarf können sich die Ärzte vor Ort wichtige Befunde aus dem Dokument holen«, so der Gynäkologe. Grundsätzlich sollte die Schwangere ihren Frauenarzt kurz vor Reiseantritt kontaktieren. Falls sich der Muttermund schon leicht geöffnet hat oder andere Risiken für eine Frühgeburt bestehen, müsse man gut abwägen, ob eine Reise noch möglich ist.