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ADKA-Ringversuch

Was tun bei akuter Omeprazol-Überdosierung?

118 Krankenhausapotheken haben am aktuellen ADKA-Ringversuch zum Fallbeispiel einer akuten Omeprazol-Überdosierung teilgenommen. Drei Mindestinformationen waren in den Antworten gefordert. Hätten Sie sie gewusst?
Brigitte M. Gensthaler
10.05.2021  16:30 Uhr

Seit 2017 bietet der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) den Ringversuch Arzneimittelinformation als Instrument zur Qualitätssicherung für Krankenhausapotheken an. Die Ergebnisse des 4. Ringversuchs stellte Dr. Dorothea Strobach, Mitglied des Ausschusses Arzneimittelinformation der ADKA, beim 46. Wissenschaftlichen ADKA-Jahreskongress vor. Wichtigstes Ergebnis: Drei Viertel der teilnehmenden Krankenhausapotheken nannten korrekt die drei Mindestinformationen.

Der Ringversuch finde unter simulierten Praxisbedingungen statt, berichtete Strobach. Das bedeutet: Die angemeldeten Apotheken erhalten die Testfrage in einer vorab bestimmten Woche und haben dann vier Stunden Zeit für die Antwort. Im Oktober 2020 ging es um die Anfrage eines Arztes aus einer geriatrischen Ambulanz: Eine 82-jährige, gelegentlich verwirrte Patientin mit eingeschränkter Nierenfunktion habe eine unbekannte Zahl von Omeprazol-40-mg-Tabletten eingenommen, nach Angaben der Tochter maximal zehn Stück. Die Patientin selbst äußere sich nicht. Der Arzt fragte, welche Folgen zu erwarten und ob spezifische Maßnahmen wie eine Hämodialyse sinnvoll seien.

»Es geht hier um eine akute Omeprazol-Überdosierung«, verdeutlichte die Apothekerin vom LMU Klinikum München. Ein Team von erfahrenen Apothekern lege vorab fest, welche Mindestinformationen die Antworten enthalten müssen. In diesem Fall: Die Überdosierung an sich ist harmlos; bestimmte Symptome sollten genannt werden; eine Hämodialyse ist nicht sinnvoll.

Fast drei Viertel, nämlich 88 der 118 teilnehmenden Apotheken gaben diese drei Mindestinformationen an und weitere 20 Prozent nannten zwei Informationen. Die Frage zur Hämodialyse beantworteten nur 80 Prozent richtig.

Definiert waren auch zehn Zusatzinformationen, die dem Arzt bei der konkreten Entscheidung helfen können, zum Beispiel die maximale Tagesdosis von Omeprazol oder die Halbwertszeit bei Älteren oder bei Niereninsuffizienz. Davon wurden median drei genannt. »Aber nur rund ein Drittel erklärte, warum die Hämodialyse sinnlos ist«, berichtete Strobach.

Kritisch wertete sie den hohen Anteil an irrelevanten Inhalten (in 45 Prozent der Antworten). Dies war beispielsweise eine vollständige Medikationsanalyse, ein Interaktionscheck oder das Hinterfragen der PPI-Verordnung an sich. Dies sei bei der Anfrage wegen einer irrtümlichen Intoxikation nicht relevant. »Die Arzneimittelinformation muss immer sachlich relevant und auf die konkrete Situation fokussiert sein.«

Laut Strobach steigen die Teilnehmerzahlen bei den Ringversuchen seit 2017 kontinuierlich an: von 45 Klinikapotheken auf nunmehr 118. Im Herbst 2021 gebe es nächsten Ringversuch, wieder aus einem anderen Themengebiet. Dann werde erstmals eine Teilnehmergebühr, ähnlich wie bei den Galenik-Ringversuchen, erhoben.

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