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SARS-CoV-2

Was sich in der Beratung ändert

Das neuartige Corona-Virus und die Erkrankung Covid-19 sind seit etlichen Wochen in der Apothekenoffizin präsent. Diese neue Infektionserkrankung gilt es nun, wohlüberlegt und verantwortungsvoll in die Beratung und Überlegungen beim Patientengespräch zu integrieren.
Miriam Ude
Christian Ude
14.06.2020  08:00 Uhr

Spezielles Symptom: Durchfall

Grundsätzlich ist eine akute Diarrhö definiert durch mindestens drei Stuhlentleerungen pro Tag sowie ein Stuhlgewicht von mindestens 250 g bei verminderter Stuhlkonsistenz (14). Ein einmaliger dünnerer Stuhl ist noch nicht als Durchfall anzusehen. Steigt die Stuhlfrequenz, nimmt der wässrige Anteil zu und kommen Fieber oder starke Bauchschmerzen dazu, sollte der Patient handeln. In der Regel ist eine akute Durchfallerkrankung selbstlimitierend und auch ohne Arzneimittel nach wenigen Tagen überstanden. Doch vor allem der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust sollten unbedingt beobachtet werden.

Durchfall ist mit einer Häufigkeit von wenigen bis zur Hälfte aller an SARS-CoV-2 erkrankten untersuchten Patienten präsent (6, 10, 11). Dies erklärt sich aus dem Vorhandensein von ACE2-Rezeptoren im Gastrointestinal-Trakt (12). Über die Bindung an ACE2-Rezeptoren bahnen sich die Viren ihren Weg in die Gastroenterozyten. Außerdem können sie im Gastrointestinal-Trakt proliferieren.

In der Apotheke werden Antidiarrhoika vor allem im OTC-Bereich (over the counter/ freiverkäufliche und apothekenpflichtige Arzneimittel) häufig nachgefragt. Eventuell fragen auch Patienten mit einer Covid-19-Infektion danach, wenn sie von einer Diarrhö geplagt werden. Da diese noch vor den anderen Symptomen auftreten kann, ist es möglich, dass die Patienten den Durchfall nicht mit der Virusinfektion verbinden.

In einigen Publikationen wurde versucht, die Schwere der Viruserkrankung mit dem Vorhandensein von gastrointestinalen Beschwerden zu korrelieren. Die Autoren fanden heraus, dass starke abdominelle Schmerzen häufig mit einem schweren Verlauf der Covid-19-Infektion einhergingen, während Durchfall nicht damit assoziiert war (7, 8). Trotzdem tritt dieses Symptom immer wieder in Zusammenhang mit der Virusinfektion auf und kann ein erster und ernstzunehmender Hinweis sein, den es abzuklären gilt.

Dies gilt auch für Kinder! In einem Case Report wird darüber berichtet, dass Kinder ohne Atemprobleme nur wegen gastrointestinaler Symptome in die Klinik eingewiesen wurden (9). Auch Fieber oder Husten waren nicht bei jedem Kind präsent. In der Klinik wurde nach Testung eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt. Erst kurz danach traten Symptome in der Lunge beziehungsweise eine Pneumonie auf. Die meisten Kinder, die sich mit SARS-CoV-2 infizieren, erkranken kaum und regenerieren sich schnell (9).

Hatten Kinder Kontakt zu Infizierten und bekommen plötzlich Durchfall, Erbrechen oder andere gastrointestinale Beschwerden, vor allem in Verbindung mit Fieber, sollten die Eltern auch an das Coronavirus denken.

Bei solchen Beschwerden sollten Kinder nicht in Selbstmedikation behandelt und damit die Symptome gelindert werden. Am besten setzen sich die Eltern schnellstmöglich mit dem Kinderarzt in Verbindung und besprechen mit ihm das weitere Vorgehen.

In den Fäzes von erkrankten Patienten fand man hohe Viruszahlen (7). Der Stuhl ist potenziell infektiös. Daher muss man die Hygiene gerade bei den an Durchfall erkrankten Covid-19-Patienten besonders ernst nehmen. Dazu gehört auch, die Toilette möglichst nicht mit anderen, zum Beispiel Familienmitgliedern, zu teilen und nach jeder Benutzung zu desinfizieren (11). Dies sollte das Apothekenteam in der Beratung unbedingt ansprechen. Problematisch ist die Benutzung öffentlicher Toiletten, da hier eine Ansteckung nicht ausgeschlossen werden kann, wenn der Toilettenraum vorher von einer infizierten Person genutzt wurde.

Wann ist Durchfall bei einer Covid-19-Erkankung behandlungsbedürftig? Darauf gibt es keine klare Antwort. Der Zustand des Patienten, Begleiterkrankungen sowie die Schwere der Durchfallerkrankung spielen eine entscheidende Rolle und erfordern eine Einzelfallentscheidung. Eine orale Rehydratation mit entsprechend formulierten Elektrolytlösungen ist generell das Mittel der Wahl, da der bisweilen immense Flüssigkeits- und Elektrolytverlust eine große Gefahr für den Körper darstellen kann (14, 15).

Grundsätzlich sollten virale oder bakterielle Diarrhöen nicht mit Arzneistoffen wie Loperamid behandelt werden, die die Darmperistaltik beeinflussen. Auch wenn diese Gefahr bei Racecadotril nicht besteht, ist dieser Wirkstoff in der Selbstmedikation nicht geeignet, sobald Fieber und/oder blutig-schleimige Durchfälle vorliegen; diese können auf Mikroorganismen als Auslöser hinweisen (16).

Für andere Wirkstoffe, zum Beispiel medizinische Kohle, Tanninen oder Apfelpektine, liegt keine ausreichende Evidenz für einen generellen Einsatz vor (14).

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