Pharmazeutische Zeitung online
SARS-CoV-2

Was sich in der Beratung ändert

Das neuartige Corona-Virus und die Erkrankung Covid-19 sind seit etlichen Wochen in der Apothekenoffizin präsent. Diese neue Infektionserkrankung gilt es nun, wohlüberlegt und verantwortungsvoll in die Beratung und Überlegungen beim Patientengespräch zu integrieren.
Miriam Ude
Christian Ude
14.06.2020  08:00 Uhr

Hamsterkäufen vorbeugen

Lieferengpässe und Nichtverfügbarkeiten erschweren den Apotheken seit Monaten den Alltag. Die Pandemie hat die Lage nochmals verschärft. Dafür hat nicht nur die fehlende Verfügbarkeit, sondern vor allem auch eine erhöhte, eventuell sogar überhöhte Nachfrage seitens der Apotheken, Kunden und Patienten gesorgt.

Das Apothekenpersonal sollte den Kunden die Sorge vor zusammenbrechenden Lieferketten nehmen, wenngleich die Sorge um einzelne Lieferengpässe – unabhängig von der Corona-Pandemie – bestehen bleibt. Ebenso muss es – rhetorisch versiert und gleichzeitig sehr selbstbewusst – dem Patienten in der Offizin klarmachen, dass Arzneimittel sich keinesfalls für Hamsterkäufe eignen. Natürlich müssen eine ausreichende Therapietreue und die dauerhafte lückenlose Einnahme möglich sein.

Aktuell bleibt der Apotheke nur die Möglichkeit eines Spagats zwischen vernünftiger Vorratshaltung, zum Beispiel auf Basis ihrer Kundenkartei, und dem aufmerksamen Beobachten der täglichen Verfügbarkeiten. Das bedeutet einen unangenehmen Mehraufwand, der jedoch im Sinne der Patienten kaum zu umgehen ist.

Schließlich wird das pharmazeutische Personal auch mit Anfragen zu Nahrungsergänzungsmitteln konfrontiert, die einen Schutz oder gar ein Therapiepotenzial gegen eine Covid-19-Erkrankung bergen sollen. Die Angst, die in der Bevölkerung vor einer Ansteckung mit dem Virus herrscht, bietet Anbietern von Mitteln zum vermeintlichen Schutz vor der Erkrankung eine attraktive Plattform. Der Markt wird überschwemmt von Wundermitteln gegen Sars-CoV-2 (21). Durch ein Screening von Webseiten weltweit versucht die Europäische Kommission, den Betreibern und Versendern unseriöser Mittel Einhalt zu gebieten.

In der Apotheke steht man vor dem Problem, möglichst sofort und wissenschaftlich fundiert über Sinn oder Unsinn der Kundenwünsche entscheiden zu müssen. Ein Beispiel ist der Hype um Vitamin D. Seit einiger Zeit kursieren Berichte und Studien über dessen angebliche Wirksamkeit als Prophylaktikum. Vitamin D soll das Risiko durch Reduktion der Virusreplikation senken und die Konzentration von proinflammatorischen Zytokinen reduzieren, die letztlich einen schweren Verlauf triggern können (23). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat in einer systematischen Literaturrecherche festgestellt, dass es Hinweise auf eine Assoziation zwischen dem Vitamin-D-Status und dem Auftreten von akuten Atemwegserkrankungen gibt (24). Allerdings gebe es in der Behandlung von Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen keinen Benefit durch die Vitamin-D-Einnahme.

Grundsätzlich muss man den Kunden davon überzeugen, dass es (derzeit) keine Nahrungsergänzungsmittel gibt, die eine Erkrankung mit SARS-CoV-2 verhindern können (22, 24). Auch reicht die Studienlage nicht aus, um eine generelle Zufuhr von Vitamin D zur Reduktion des Infektionsrisikos zu empfehlen (24). Eine andauernde, hohe Zufuhr von Vitamin D mit Dosierungen von mehr als 4.000 I.E. kann unerwünschte Wirkungen wie Nierensteine oder Nierenverkalkungen hervorrufen. Auf diese Gefahr sollten Apotheker die Kunden, die sich mit entsprechenden Präparaten versorgen wollen, unbedingt hinweisen. Als Höchstmengen, die sich aus der (angereicherten) Ernährung und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ergeben, sind ungefähr 100 µg pro Tag für Erwachsene und 50 µg pro Tag für Kinder zwischen einem und elf Jahren anzusetzen.

Die SARS-CoV-2-Virus-Pandemie beeinflusst auch die Beratungsabläufe bei typischen OTC-Indikationen. Allerdings muss Covid-19 hier einen angemessenen Platz bekommen. Die Patienten brauchen gerade jetzt eine verantwortungsvolle Begleitung in der Selbstbehandlung. Dazu ist es nötig, dass Apotheker als Arzneimittelexperten neue seriöse Informationen kontinuierlich verfolgen und bewerten und die Beratungsabläufe bei Bedarf anpassen. Online-Quellen wie die Seiten des Robert-Koch-Instituts oder von Cochrane Deutschland bieten dafür eine gute Grundlage.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa