Was reden die da? |
Den wohl prägendsten Einfluss auf jugendliche Wortneuschöpfungen hat aber wohl das Internet. Jugendsprache wird immer mehr von Ausdrücken aus dem digitalen Bereich bestimmt. Wobei digitale nicht immer gleich jugendliche Interaktion sein muss. »Im Netz interagieren sehr viele Altersgruppen miteinander – häufig im Spielekontext -, weil sie dasselbe Netzwerk nutzen«, beobachtet Marx. Das sei nicht immer gewünscht, passiere aber, auch ohne es zu bemerken. Aus Sicht der Wissenschaftlerin gestaltet sich die Jugendsprachforschung in den neuen Medien auch deshalb als schwierig, weil das Alter derer, die dort unterwegs sind, nicht immer genau bestimmt werden kann.
Wer nicht regelmäßig Online-Spiele spielt oder Youtube-Tutorials verfolgt, dem bleibt die Bedeutung vieler Jugendwörter verborgen, wissen die Medien- und Sprachexpertinnen Marx und Netaya Lotze (2). Achtung »Spoileralarm« als Ausdruck für die »Überraschung vorwegnehmen« kennt auch noch, wer altersmäßig in den Dreißigern ist. Aber »onehitted« und »laggen«? (Onehitted ist eine Spielfigur dann, wenn sie mit einem Schlag erlegt wurde, falls das Spiel nicht gerade gelaggt hat, also kurzzeitig nicht funktionierte). Einen ganzen Wortschatz aus den Bereichen Computerspiele, Filme und Serien muss erlernen, wer hier mitreden will.
»Smash«, das aktuelle Jugendwort 2022, stammt aus dem Partyspiel »Smash or Pass« bei dem es um sexuelle Anziehung geht und steht dafür, »mit jemandem etwas anzufangen«. Weitere Favoriten waren unter anderem auch Gommemode (stark, unbesiegbar), Sus (suspekt; vom Spiel »Among Us«), Bre, Bro und Digga für Bruder, Kumpel, Freund oder Freundin. Die Wahl zum »Jugendwort des Jahres«, veranstaltet der Langenscheidt-Verlag seit 2008. Immer wieder hagelt es öffentliche Kritik an der Wahl als Werbeshow in eigener Sache. Zweifel gibt es auch daran, ob das gekürte Siegerwort überhaupt typisch für die Jugendsprache ist. Ein viel beachtetes Medienereignis ist die Wahl allemal. Und sie wirft ein Licht auf einen zu beobachtenden Diskurs, so Marx: »Gesellschaftlich wird eine Abgrenzung zwischen den Generationen auch ganz gerne tradiert«.