Was hat One Health mit Pharmazie zu tun? |
Auch die Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) als eine wachsende Bedrohung der globalen Gesundheit erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und Sektoren. Die Zunahme antibiotikaresistenter Erregerstämme schränkt die Therapiemöglichkeiten bei Mensch und Tier stark ein und kann negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.
In Deutschland hat das Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Bundesministerium für Umwelt die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2030) erarbeitet. Dort sind Maßnahmen zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen auf nationaler Ebene und in internationaler Zusammenarbeit in sechs Handlungsfeldern festgehalten: Prävention, Surveillance und Monitoring, sachgerechter Antibiotikaeinsatz inklusive Labordiagnostik, Kommunikation und Kooperation, europäische und internationale Zusammenarbeit sowie Forschung und Entwicklung (18). Zu vielen Punkten können Pharmazeuten einen wichtigen Beitrag leisten.
Antibiotikaresistenzen sind eine globale Gesundheitsbedrohung. / Foto: Adobe Stock/TopMicrobialStock
Zur Reduktion von AMR trägt der verantwortungsvolle, sachgerechte Einsatz von Antibiotika bei Menschen, Tieren und in der Landwirtschaft entscheidend bei. Dies beinhaltet, den Antibiotikaeinsatz auf ein Minimum zu reduzieren, Antibiotika im Hinblick auf Therapiedauer, Dosierung und Darreichungsform indikationsgerecht anzuwenden und fachgerecht zu entsorgen. Dafür ist die Sensibilisierung für die Thematik in der Aus- und Fortbildung von pharmazeutischem Personal sowie die Aufklärung von Patienten und Ärzten maßgeblich.
Apotheker können zudem als Teil von Antibiotic-Stewardship-Teams (ABS-Teams) zur bestmöglichen antibiotischen Behandlung und zur Reduktion oder Vermeidung von Resistenzentwicklungen beitragen.
Auch die Mitarbeit pharmazeutischer Fachgesellschaften bei der Entwicklung von Informationsmaterialien, Publikationen oder Fortbildungsinhalten ist erstrebenswert (18). Zudem können in Zusammenarbeit mit Medizin und Politik sinnvolle Regeln für die Verfügbarkeit und die Abgabe von Antibiotika erarbeitet und umgesetzt werden. Da der Antibiotikaeinsatz in allen Bereichen – also bei Tieren, Menschen und in der Landwirtschaft – entscheidend ist, gilt es, einen fachübergreifenden Dialog zu führen und alle Produzenten und Distributoren von Antibiotika in Lösungsansätze einzubeziehen, unabhängig vom Verwendungszweck des jeweiligen Antibiotikums.
One Health im Pharmaziestudium thematisieren: Das könnte langfristig zur Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt beitragen. / Foto: Adobe Stock/pikselstock
In der Forschung zu und Entwicklung von neuen Antibiotika oder alternativen Wirkstoffen nimmt die Pharmazie als Fachdisziplin eine Schlüsselrolle ein. Mit einer Zunahme an multiresistenten Erregern können sich die Therapiemöglichkeiten neu entwickelter Wirkstoffe ausweiten. Aufgrund des hohen finanziellen Aufwands für die Entwicklung und Zulassung neuer antibiotisch wirksamer Wirkstoffe, die dann nur als Reserveantibiotika eingesetzt werden sollen, ist eine Zusammenarbeit mit der Politik erstrebenswert, um geeignete Finanzierungskonzepte erarbeiten zu können.
Beim Monitoring des Antibiotikaverbrauchs stammen wichtige Zahlen aus pharmazeutischen Bereichen, etwa Abgabezahlen aus Apotheken oder Produktions- und Verkaufszahlen der Pharmaindustrie. Deren Einbindung in die Konzeption und Umsetzung von Monitoring-Maßnahmen ist daher erstrebenswert.
Unterm Strich ergibt sich, dass die Pharmazie als Fachgebiet ein wichtiger Akteur in den Handlungsfeldern Kommunikation und Kooperation bei der europäischen und internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen AMR ist.