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SARS-CoV-2

Was das Infektionsrisiko wirklich senkt

Wie immer steckt die Tücke im Detail: Maske tragen, Abstand halten und Lüften können effektiv vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützen – wenn sie richtig praktiziert werden. Die Krankenhaushygienikerin Professor Dr. Petra Gastmeier erklärte beim Pharmacon@home, worauf es wirklich ankommt.
Brigitte M. Gensthaler
20.01.2021  15:00 Uhr

Über Effizienz und Grenzen verschiedener Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Transmission hat man im Pandemiejahr 2020 viel gelernt. »Doch die Evidenzlage ist noch relativ schlecht«, erklärte Gastmeier, die das Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité, Berlin, leitet. Es gebe wenige kontrollierte Studien. Beobachtungsstudien seien oft nicht sehr aussagekräftig. Zudem würden immer mehrere Maßnahmen kombiniert, sodass man letztlich nicht sagen kann, welche am meisten und welche am wenigsten Effekt hatte.

Anders als bei vielen anderen Infektionskrankheiten sind mit SARS-CoV-2 infizierte Menschen schon tagelang infektiös, bevor die ersten Symptome auftreten, und die Infektiosität ist kurz vor Beginn der Symptome sogar am höchsten. Zudem gibt es viele asymptomatische Infizierte. Im Klartext: Präventionsmaßnahmen sind im Kontakt mit anderen immer einzuhalten.

Abstand halten sei immer sinnvoll, denn mit dem Abstand zu einem Infizierten nimmt die Viruskonzentration im Raum ab. »Bei kurzen Kontakten sind 1,5 Meter Abstand sinnvoll; bei längerem Aufenthalt in einem Raum reicht dies nicht mehr, denn dann kommt die Virusausbreitung über Aerosole hinzu«, erklärte die Medizinerin.

Masken müssen sitzen

Masken sind ebenfalls effektiv, wenn sie passgenau sitzen und eng anliegen. Dabei sind der chirurgische Mund-Nasen-Schutz (MNS) und FFP2-Masken effektiver als Stoffmasken.  Kommt es doch zu einer Infektion, reduziere die Maske die aufgenommene Virusdosis und damit vermutlich die Erkrankungsschwere, berichtete Gastmeier. »Auch ein normaler MNS hat eine erhebliche Eigenschutz- und gute Fremdschutzwirkung.«

Für den Fremdschutz sei vor allem der Abscheidegrad entscheidend und dieser hänge klar vom Träger ab: »Bei manchen sitzen alle Maskentypen schlecht, bei anderen ist die Leckage immer gering.« Was bringt eine FFP2-Maske bei Vollbartträgern? Sie bezweifle, dass die Maske dann überhaupt richtig anliegen kann. »Eventuell vergrößert man seinen Schutz durch eine Rasur.«

Masken mit Ausatemventil schützen den Träger, aber nicht das Gegenüber; ein Face Shield allein weder den einen noch den anderen. In der Öffentlichkeit sollten die Menschen »einen guten MNS richtig tragen, also nie unter der Nase«, aber sie müssten auch viel besser über das richtige Tragen von Masken informiert werden.

Zum Topthema Aufbereiten von FFP2-Masken verwies die Referentin auf Untersuchungen aus der Anfangszeit der Pandemie. Die Dampfsterilisation »funktionierte gut« und das Aufbereiten bei 80 Grad im Backofen »war auch nicht schlecht«. Doch im Alltag sei das nicht so einfach umzusetzen. Daher sollte man benutzte FFP2-Masken eher wegwerfen, wobei es auch auf die Tragedauer ankomme: Wer die Maske nur zehn Minuten im Bus aufhatte, könne sie eher behalten als bei langer Tragedauer.

Viel Luft, Wasser und Seife

Raumgröße und Belüftung beeinflussen deutlich das Infektionsrisiko. »Lüften bringt viel, aber weniger als ein großer Raum.« Das Infektionsrisiko steige mit der Expositionsdauer – auch bei sehr guter Lüftungssituation. Am günstigsten sei eine Expositionsdauer unter 15 Minuten. Es gebe Apps, die das Infektionsrisiko in Abhängigkeit von Raumgröße, Expositionszeit und Personenzahl berechnen.

Raumlufttechnische Anlagen mit hohem Frischluftanteil oder HEPA-Filtration könnten die Situation verbessern. Unsinnig seien Klimaanlagen mit Umluft und mobile Luftreiniger, die meist zu wenig Luftvolumen bereitstellen. »Bei vielen Geräten ist das Geld falsch investiert.« Verfahren, die Viren mittels UV-C-Strahlung abtöten, sind nur einsetzbar, wenn niemand im Raum ist.

Für die Händehygiene reichten Wasser und Seife im Allgemeinen völlig aus; unterwegs könne man alkoholische Händedesinfektionsmittel benutzen. Deren Domäne liege im Gesundheitswesen und im Krankenhaus.

Unklar bleibt, ob Gurgeln vor Corona schützt

Zurückhaltend zeigte sich die Hygiene-Fachfrau bezüglich antiseptischer Mundspüllösungen. Zwar sind Substanzen wie Chlorhexidin, Octenidin, Povidon-Iod oder Ethanol wirksam gegen behüllte Viren, zu den SARS-CoV-2 gehört. Doch es sei fraglich, wie gut das in vivo funktioniert, und auch Nebenwirkungen seien zu beachten.

Zudem zeige keine Studie, wie oft man gurgeln muss, zum Beispiel einmal pro Tag oder alle drei Stunden. »Einmal täglich Gurgeln ist vermutlich problemlos, aber man weiß nicht, ob das sinnvoll ist. Dazu brauchen wir weitere Untersuchungen.« Positive Effekte – sofern nachweisbar – seien vermutlich nicht besonders groß. 

Was sollte nach Covid-19 bleiben? Gastmeier empfahl: Abstand halten und Maske tragen, wenn man eine Atemweginfektion hat; Lüften, denn dies hat auch positive Effekte auf die CO2-Konzentration im Raum; weniger Händeschütteln und mehr Hände waschen.

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