Was ARMIN alles leisten kann |
APB sind »Ereignisse oder Umstände bei der Arzneimitteltherapie, die tatsächlich oder potenziell das Erreichen angestrebter Therapieziele verhindern (1)«. Einige Probleme konnten direkt identifiziert und gelöst werden: Magen- und Hustentropfen waren verfallen und wurden nach Rücksprache mit der Patientin direkt entsorgt. Ebenso wurde mit dem nicht mehr verwendendeten Diclofenac-Gel und den Methocarbamol Tabletten verfahren.
Im Anschluss an das Patientengespräch führte die Apothekerin eine weitergehende systematische Prüfung auf weitere ABP durch und identifizierte folgende:
Nr. | Klassifikation nach ABDA-Datenbank | Beteiligte Wirkstoffe | Effekt gemäß Kurzbeschreibung der ABDA-Datenbank | Umgang mit dem Effekt |
---|---|---|---|---|
1 | Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen | Valsartan – Triamteren | Effekt: Verstärkte Kaliumretention – erhöhtes Hyperkaliämie-Risiko | Regelmäßige Kontrolle der Kaliumwerte |
2 | Überwachung bzw. Anpassung nötig | Formoterol und Salbutamol – Metoprololsuccinat | Verminderte Wirksamkeit der Beta-Sympathomimetika | Bei COPD in dieser Dosierung vertretbar (3) |
3 | Überwachung bzw. Anpassung nötig | Rivaroxaban – Ibuprofen | In Einzelfällen erhöhtes Blutungsrisiko möglich | Absetzen Rivaroxaban & Umstellung auf Metamizol |
4 | Überwachung bzw. Anpassung nötig | Triamteren – Ibuprofen | Hyperkaliämie und Nierenversagen möglich | Umstellung auf Metamizol |
5 | In bestimmten Fällen Überwachung bzw. Anpassung notwendig | Valsartan – Ibuprofen | Verminderte Blutdrucksenkung, Hyperkaliämie, Niereninsuffizienz | Umstellung auf Metamizol |
6 | In bestimmten Fällen Überwachung bzw. Anpassung notwendig | Metoprololsuccinat – Ibuprofen | Verminderte blutdrucksenkende Wirkung möglich | Umstellung auf Metamizol |
7 | In bestimmten Fällen Überwachung bzw. Anpassung notwendig | Hydrochlorothiazid – Ibuprofen | Verminderte diuretische und antihypertensive Wirkung | Umstellung auf Metamizol |
8 | In bestimmten Fällen Überwachung bzw. Anpassung notwendig | Pantoprazol – Triamteren | Erhöhtes Risiko einer Hypomagnesiämie | Auslassversuch Pantoprazol |
9 | In bestimmten Fällen Überwachung bzw. Anpassung notwendig | Valsartan – Hydrochlorothiazid | Initial starker Blutdruckabfall möglich | Irrelevant. Beides seit Monaten angewandt |
10 | Vorsichtshalber überwachen | Metoprololsuccinat – Amlodipin / Felodipin | In Einzelfällen Bradykardie, Hypotonie | Engmaschige Blutdruck- und Pulskontrolle (s. o.) |
11 | Vorsichtshalber überwachen | Triamteren – Formoterol und Salbutamol | Erhöhte Inzidenz von Hypokaliämien | Regelmäßige Kontrolle der Kaliumwerte |
Potenziell relevante Probleme wurden von der Apothekerin via ARMIN-Kommentarfunktion an den Hausarzt kommuniziert. So wurde auf die regelmäßige Kontrolle der Kalium-Serumkonzentrationen (Interaktionen 1 und 11) hingewiesen, die laut Antwort des Arztes bereits umgesetzt werden. Auch auf die möglichen Probleme durch die Dreifachkombination Valsartan / Diuretika / Ibuprofen, den sogenannten Triple Whammy (Interaktionen 4, 5, 7, 8), wies die Apothekerin hin. Als Alternative schlug sie eine Umstellung auf Metamizol vor, die nach Rücksprache des Hausarztes mit dem Orthopäden über eine dreimal tägliche Gabe auch umgesetzt wurde.
Zusätzlich kontrollierte der Hausarzt die übermittelten Einnahmegründe auf Plausibilität und führte eine Überprüfung der Gesamtmedikation auf Über-, Unter- und Fehlversorgung durch. In Folge wurde die Erhaltungstherapie mit Rivaroxaban (Xarelto®), nach Rücksprache mit dem Kardiologen, nicht weiter fortgesetzt. Dieses Vorgehen ist konform mit den Empfehlungen von Hersteller und Leitlinie (4, 5). Auch ein Auslassversuch für das Pantoprazol konnte unternommen werden (Interaktion Nr. 8), da keine weiteren Risikofaktoren für Magen-/Duodenal-Ulzera oder -Blutungen vorlagen.
Alle Neuverordnungen und Absetzungen wurden der Patientin im Gespräch explizit erläutert. Frau M. A. wurde vom Hausarzt dafür sensibilisiert, sich bei auftretendem Fieber unmittelbar an ihn zu wenden (da es sich hierbei um ein Indiz für eine Nebenwirkung von Metamizol handeln kann (6)).
Nach elektronischer Übersendung des aktuellen Stands des Medikationsplans rief der Arzt die Apothekerin an, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Es wurde vereinbart, dass die Apothekerin in den nächsten Wochen die korrekte Anwendung der Inhalationssysteme von Frau M. A. überprüft.