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Pädiatrie

Wann Antibiotika wirklich nötig sind

Eine Antibiose bei Kindern ist eine Herausforderung. Bei der Auswahl und Dosierung der Medikation ist einiges zu beachten. Viele Infektionen kann der kindliche Körper aber auch allein überwinden.
Nicole Schuster
03.09.2023  08:00 Uhr

Antibiose häufig unnötig

Die akute Mittelohrentzündung (akute Otitis media, AOM) ist ein Beispiel für eine Infektionskrankheit, bei der man oft auf Antibiotika verzichten kann. In einem systematischen Cochrane-Review untersuchten Autoren 13 randomisierte kontrollierte Studien mit 3401 Kinder und 3938 AOM-Episoden (17). Antibiotika beeinflussten den Krankheitsverlauf kaum, konnten aber einige Komplikationen verhindern. Der Nutzen der Antibiose muss den Autoren zufolge gegen mögliche Schäden abgewogen werden. Bei einem von 14 antibiotisch behandelten Kindern trat ein unerwünschtes Ereignis wie Erbrechen, Durchfall oder Hautausschlag auf.

Im Allgemeinen steht daher bei einer AOM nicht die Antibiose, sondern eine angemessene Analgesie im Vordergrund. Antibiotika können indiziert sein, wenn Kinder unter zwei Jahren an einer beidseitigen AOM erkranken oder wenn diese mit Otorrhö einhergeht (17). Wenn bei sehr jungen Kindern, schwerem Verlauf oder Risikofaktoren eine Antibiose erforderlich ist, ist Amoxicillin Mittel der Wahl. Bei Kindern zwischen sechs Monaten und zwei Jahren gilt: »wait and watch« (18).

Zystitis: so kurz wie möglich

Ein typischer Fall, in dem Antibiotika bei Kindern indiziert sind, ist die Zystitis. Bis zum Alter von sechs Jahren erkranken mehr als 7 Prozent aller Mädchen und 1,6 Prozent aller Jungen mindestens einmal daran. Harnwegsinfektionen (HWI) zählen damit zu den häufigen bakteriellen Erkrankungen bei Kindern (siehe auch diesen Beitrag).

Eine akute HWI wird gemäß der S2k-Leitlinie »Harnwegsinfektionen im Kindesalter – Diagnostik, Therapie und Prophylaxe« aus 2021 zunächst empirisch respektive kalkuliert antibakteriell behandelt (Tabelle 2). Wenn der Erreger bekannt ist und Ergebnisse aus der Resistenztestung vorliegen, wird die Medikation gegebenenfalls angepasst. Besonders wichtig bei der Antibiotikaauswahl ist die aktuelle lokale Resistenzsituation von E.coli, dem dominanten Pathogen.

Bei einer unkomplizierten Zystitis sind Trimethoprim oder Cotrimoxazol meist die Mittel der Wahl. Regional können allerdings verstärkte Resistenzen von E.coli gegen Trimethoprim auftreten. Dann ist eine Therapie mit einem Oralcephalosporin, Amoxicillin/Clavulansäure oder Nitrofurantoin angezeigt. Das Antibiotikum wird drei bis fünf Tage gegeben (19–21).

Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass fünf Tage Antibiose reichen könnten, um einen HWI bei Kindern zu therapieren (22). Die Kurzzeit-Antibiose könne laut den Wissenschaftlern erwogen werden, wenn sich nach den ersten fünf Behandlungstagen eine klinische Verbesserung einstellt. An der randomisierten, placebokontrollierten Studie hatten insgesamt 664 Kinder mit HWI teilgenommen.

Eine asymptomatische Bakteriurie (ABU) verläuft ohne Entzündungszeichen. Davon sind 1 bis 3 Prozent aller Säuglinge und Kleinkinder sowie 1 Prozent aller Kinder betroffen. Keime niedriger Virulenz führen lediglich zu einer Kolonisation, nicht jedoch zu einer Infektion. Die Bakteriurie verschwindet meistens spontan innerhalb von Tagen bis Monaten, ohne dass sich eine symptomatische HWI entwickelt. Eine antibakterielle Therapie ist nicht angezeigt (19).

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