Vor- und Nachteile moderner Systemtherapeutika |
Laura Rudolph |
17.01.2024 18:00 Uhr |
Die atopische Dermatitis ist eine chronische, juckende Entzündung der oberen Hautschichten. Bei moderater bis schwerer Erkrankung ist eine systemische Therapie indiziert. / Foto: Adobe Stock/casi
Die atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung mit gestörter Hautbarriere, die mit Ekzemen und Juckreiz einhergehen kann. Bei moderaten bis schweren Formen, die sich mit der topischen Anwendung von Emollienzien plus gegebenenfalls Glucocorticoiden oder Calcineurin-Inhibitoren nicht ausreichend behandeln lassen, kommt eine systemische Therapie infrage.
Professor Dr. Andreas Wollenberg / Foto: PZ/Alois Müller
Während früher vor allem breit wirksame Immunsuppressiva wie systemische Glucocorticoide, Ciclosporin oder Methotrexat zum Einsatz kamen, setzen Dermatologen heute zunehmend auf Januskinase-(JAK-)Inhibitoren und Biologika. »Diese neueren Substanzen sind durch Studien besser untersucht als die früher verfügbaren Therapeutika«, hob der Hautarzt und Allergologe hervor.
Zu den bei AD eingesetzten JAK-Inhibitoren zählen Baricitinib, Abrocitinib und Upadacitinib. Sie hemmen den JAK-STAT-Signalweg. Dies verringert die Expression von Genen, die für entzündliche Mediatoren codieren. Die Wirkung, insbesondere die Juckreizstillung, tritt rasch ein. Da JAK-Inhibitoren zudem die Expression des Hautbarriere-Proteins Filaggrin heraufregulieren, verbessert sich die Barrierefunktion.
JAK-Inhibitoren sind zum Langzeitgebrauch bestimmt. Baricitinib wirkt zusätzlich bei rheumatoider Arthritis (RA) und Alopecia areata, Upadacitinib bei RA, Psoriasis-Arthritis, Colitis ulcerosa und ankylosierender Spondylitis. Für AD-Patienten mit einer entsprechenden Komorbidität könne daher der entsprechende JAK-Inhibitor von Vorteil sein, so Wollenberg.
Aufgrund ihrer breiten Wirkung gehen JAK-Inhibitoren jedoch auch mit einem umfassenden Nebenwirkungsspektrum einher, inklusive einem erhöhtem Risiko für Herpes simplex und Herpes zoster. Vor Therapiebeginn sollte der Patient daher auf schwere Infektionen gescreent werden. »Ich empfehle Patienten zudem, sich vor Therapiebeginn gegen Gürtelrose impfen zu lassen – auch wenn sie jünger sind als in der STIKO-Empfehlung vorgegeben«, berichtete Wollenberg. Bei Patienten über 65 Jahren, mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko, erhöhtem Krebsrisiko oder bei Rauchern sollten JAK-Inhibitoren nur zum Einsatz kommen, wenn es keine anderen geeigneten Optionen gibt. Bei Patienten mit Risikofaktoren für venöse Thromboembolien gilt besondere Vorsicht.