Vom Wissen zum Handeln |
Die digitale Transformation habe nicht nur die Kommunikation im Gesundheitswesen, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft grundlegend verändert. Das Smartphone sei inzwischen zu einem zusätzlichen Körperteil geworden, so Schaeffer. Das mache es den Menschen möglich, sich nahezu jederzeit und überall zu einem Thema zu informieren. »Doch die bloße Verfügbarkeit von Informationen macht uns nicht schlauer.« Im Gegenteil: Letztlich stiegen dadurch die Anforderungen an den Einzelnen, diese Fülle an Daten zu finden, einzuordnen und anzuwenden.
Gesundheit in eigener Hand: Viele Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie ihre Vitalfunktionen selbst überwachen. / Foto: Adobe Stock/ra2
Sie begrüßte es, dass Gesundheitskompetenz inzwischen auf der politischen Agenda angekommen sei. Nicht nur auf Bundesebene gehe es voran, auch einige Bundesländer seien in diesem Bereich sehr aktiv. Als Beispiel nannte sie Hamburg. Dort startete Anfang Februar das Projekt »Gesundheitskompetente Organisation in Hamburg«, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,8 Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist es, den Bürgern in der Hansestadt die Orientierung bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zu erleichtern.
Um Gesundheitskompetenz zu stärken, müsse stets an zwei Punkten angesetzt werden: den Fähigkeiten des Einzelnen und den Hürden im Gesundheitswesen. Hemmnisse, die sowohl Orientierung als auch Inanspruchnahme von Leistungen erschweren, müssten abgebaut werden. Nur wenn individuelle und systematische Herangehensweisen sich sinnvoll ergänzen, könne die Mission Gesundheitskompetenz gelingen, unterstrich Schaeffer.
Der hierarchische Aufbau des deutschen Gesundheitswesens sei eine Hürde, wenn es darum geht, Gesundheitskompetenz zu vermitteln und zu fördern, erläutert Belliger im Gespräch mit der PZ. Mithilfe des Internets können Patienten heutzutage an nahezu jede Information gelangen, die sie haben möchten. Sie vernetzen sich, tauschen Erkenntnisse aus und entwickeln mehr und mehr den Anspruch zu partizipieren. Sie wollen nicht mehr nur Empfänger von Ratschlägen der Gesundheitsberufe sein. Damit verändern sich laut Belliger auch die Rollen der Leistungserbringer.