Vier Tipps zu Statinen im Medikationsplan |
Daniela Hüttemann |
17.06.2025 18:00 Uhr |
Ein ausgeprägter Nocebo-Effekt bei Statinen ist wissenschaftlich belegt, erläuterten die Professoren Dr. Ulrich Laufs und Dr. Martin Schulz. Kardiologe Laufs betonte in seinem Vortrag die im positiven Sinne erdrückende Evidenz zum Nutzen der Statine. Auch wenn es immer wieder anders lautende Artikel und Fernsehdokumentationen geben würde: Ein erhöhter LDL-Cholesterinwert gilt als kausal für Herzerkrankungen. Zahllose Studien zeigen: »Je niedriger der LDL-Spiegel, desto geringer das kardiovaskuläre Risiko«, so Laufs, Leiter der Kardiologie am Uniklinikum Leipzig. Und: je länger man ein Statin einnimmt, desto größer wird die relative Risikoreduktion. Aber auch ältere Patienten profitieren noch.
Ärzte müssen vor der Verordnung eines Lipidsenkers das individuelle Risiko des Patienten ermitteln, in den kommenden zehn Jahren ein Ereignis wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden oder sogar daran zu versterben. Dabei werden unter anderem Alter, Geschlecht, Lebensstilfaktoren, Vorerkrankungen und genetische Disposition berücksichtigt. Danach erfolgt eine Einteilung in Risikoklassen und damit verbunden ein anzustrebender LDL-Zielwert.
Mittel der Wahl sind und bleiben die Statine, die eine wirklich harte Evidenz haben. Simvastatin wird zwar immer noch häufig verordnet (2023 waren es in Deutschland 798 Millionen Tagesdosen), doch zu recht mit abnehmender Tendenz, erläuterte Schulz, Geschäftsführer Arzneimittel bei der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Simvastatin habe einige Nachteile und umgekehrt Atorvastatin (1976 Millionen Tagesdosen) und Rosuvastatin (667 Millionen Tagesdosen) einige Vorteile bei mittlerweile vergleichbar günstigen Kosten.
Atorvastatin und Rosuvastatin gelten als potentere LDL-Senker. Zudem haben sie ein geringeres Interaktionspotenzial und eine längere Halbwertzeit als Simvastatin. Schulz empfahl die morgendliche Einnahme für alle drei (ob vor, zum oder nach dem Essen ist egal). Aus Studien wisse man, dass die Adhärenz morgens am besten und zur Nacht am schlechtesten sei. Simvastatin werde zwar allgemein wegen seiner nur dreistündigen Halbwertzeit abends empfohlen, da nachts die Cholesterin-Synthese hochfährt und es so stärker wirken soll. Dieser etwaige Vorteil wird allerdings zunichte gemacht, wenn die regelmäßige Einnahme nicht gewährleistet ist.
»Um die Adhärenz des Patienten zu steigern, sollte die Einnahme immer vereinfacht werden, mit möglichst wenigen Einnahmezeitpunkten«, riet Schulz, also am besten nur morgens und falls nötig abends, nicht noch mittags oder zur Nacht; und nicht vor, zum und nach dem Essen, wenn es nicht unbedingt nötig ist, sondern gemeinsam.
Vom Tablettenteilen riet Schulz dringend ab: Schnell zerbröseln sie, sodass die Dosiergenauigkeit nicht mehr gegeben ist. Viele Patienten seien damit überfordert. Zudem schmeckten Statine extrem bitter und viele Präparate dürften aus galenischen Gründen nicht geteilt werden. Falls etwas nicht lieferbar sein sollte, erinnerte Schulz an die Äquivalenz-Dosistabellen der AMK, die den Austausch erleichtern.