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Ezetimib und Statine

Kaum Fixkombinationen verordnet

Nur ein geringer Anteil von Patienten erhält zur Senkung der Blutfettwerte eine Fixkombination mit Ezetimib und einem Statin. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Deutschland. Die Autoren und Autorinnen sehen hier eine Chance, das Management von Dyslipidämien zu verbessern.
Carolin Lang
16.06.2022  15:00 Uhr

Zur Erinnerung: Als Cholesterol-Resorptionshemmer inhibiert Ezetimib den Steroltransporter Niemann-Pick C1-Like 1 (NPC1L1), der im Dünndarm für die intestinale Aufnahme von Cholesterol und Phytosterinen verantwortlich ist. Der Arzneistoff kommt als Add-On zum Einsatz, wenn es durch eine Statin-Monotherapie alleine nicht gelingt, den LDL-Cholesterol-Spiegel (LDL-C-Spiegel) eines Patienten ausreichend zu senken. Hier auf fixe Kombinationen anstelle von zwei verschiedenen Präparaten zurückzugreifen, kann die Adhärenz fördern. Werden Statine nicht vertragen, ist Ezetimib auch als Monotherapeutikum – wiederum ergänzend zu einer Diät – angezeigt.

Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Martin Schulz, unter anderem Geschäftsführer Pharmazie des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI), untersuchte nun, in welcher Form Ezetimib und andere Lipidsenker in Deutschland von 2012 bis 2021 wie häufig verordnet wurden. Dazu analysierte das Team Abgabedaten öffentlicher Apotheken, erhoben vom DAPI. Die Ergebnisse erschienen kürzlich in »Frontiers in Cardiovascular Medicine«.

Demnach stiegen die Verordnungen über Lipidsenker während des Beobachtungszeitraumes insgesamt an: Von 69,8 definierten Tagesdosen pro 1000 GKV-Versicherte pro Tag (DID) im Jahr 2012 auf 118,2 DID im Jahr 2021. Statine machten dabei den größten Anteil aus. Im Jahr 2021 lag der Anteil der Statin-Verordnungen inklusive Fixkombinationen bei 94,2 Prozent; Statine als Monopräparate machten hingegen 91,2 Prozent aller Verordnungen aus. Bei 4,4 Prozent der Verordnungen wurde Ezetimib als Monopräparat (5,2 DID) und bei 2,9 Prozent als Fixkombination mit einem Statin (3,5 DID) verschrieben. Weitere Lipidsenker wie PCSK9-Inhibitoren oder Bempedoinsäure wurden nur selten verordnet.

Von 2012 bis 2021 stiegen die DID sowohl bei den Statinen als auch bei Ezetimib als Monotherapeutika an: Bei den Statinen um 69 Prozent, bei Ezetimib sogar um 424 Prozent. Der Anstieg der Ezetimib-Verordnungen war ab dem Jahr 2018 besonders ausgeprägt, als der Arzneistoff als Generikum verfügbar wurde. Im Gegensatz dazu stiegen die DID von Statin-Ezetimib-Fixdosiskombinationen im gesamten Beobachtungszeitraum deutlich geringfügiger, nämlich nur um 29 Prozent, an. 

»Eine Kombinationstherapie zur Senkung der Blutfettwerte wird nur einer Minderheit der Patienten verschrieben«, fasst das Team um Erstautor Dr. Julius L. Katzmann, Uniklinikum Leipzig, zusammen. »Die Verschreibungen von Ezetimib als Monopräparat stiegen in einem viel größeren Ausmaß als Statin-Ezetimib-Fixdosiskombinationen. In Anbetracht des geringen Anteils der Patienten, die ihr LDL-C-Ziel erreichen, und der verbesserten Adhärenz bei Fixdosiskombinationen im Vergleich zu separaten Tabletten, könnten Statin-Ezetimib-Fixdosiskombinationen eingesetzt werden, um das Management von Dyslipidämien zu verbessern«, schlussfolgert es.

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