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Impfung versus Erkrankung

Viele schätzen Corona-Risiken falsch ein

Welches Risiko ist für mich persönlich höher – eine Sinusthrombose nach der Corona-Impfung zu erleiden oder (schwer) an Covid-19 zu erkranken? Das schätzen viele laut Virologin Sandra Ciesek falsch ein. Helfen kann ein Risiko-Rechner der Uni Cambridge.
dpa
21.04.2021  14:00 Uhr

Die Gefahr von Impfnebenwirkungen wird nach Ansicht der Frankfurter Virologin Professor Dr. Sandra Ciesek in der Bevölkerung überschätzt. Das gilt insbesondere für die seltenen Sinusthrombosen nach einer Corona-Impfung – selbst für junge Menschen, die nur selten schwer an Covid-19 erkrankten, betonte Ciesek. «Das ist sicherlich ein Problem: Durch diese ganzen Medienberichte und die Aufmerksamkeit auf dieses Thema wird das eigene Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, eigentlich überschätzt», sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag in Folge 85 des NDR-Podcasts «Das Coronavirus-Update».

Ciesek wies auf einen «Risiko-Rechner» der Universität Cambridge in England hin. Dieser vergleicht für bestimmte Altersgruppen, wie groß das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung ist und wie hoch das Risiko ist, nach einer Impfung mit Vaxzevria®, dem Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca, eine solche Thrombose zu bekommen. Die Berechnung zeige klar, «dass der Impfstoff bei weitem sicherer ist als das Risiko einer Covid-19-Infektion», betonte Ciesek. Diese Schlussfolgerung gelte bei hohen Inzidenzzahlen sogar für jüngere Menschen, die ein relativ geringes Risiko für schwere Verläufe hätten. Bei 20- bis 30-Jährigen liege das Risiko, mit Covid-19 auf eine Intensivstation zu müssen, doppelt so hoch wie das Risiko einer ernsthaften Schädigung durch den Impfstoff. In der Altersgruppe zwischen 60 und 70 liege dieses Risiko mehr als 600 Mal höher.

Die EMA stuft derzeit das Nutzen-Risiko-Verhältnis für alle zugelassenen Covid-19-Impfstoffe als positiv ein, unabhängig vom Alter. Der Rechner bezieht weder allgemeine Impfreaktionen wie Schüttelfrost, Fieber, Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen mit ein noch übliche Covid-19-Beschwerden sowie Long-Covid-Symptome.

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