Versorgungsapotheker wollen Aktionsradius erweitern |
Die klassische öffentliche Apotheke zu stärken, hat sich der BVVA auf die Fahnen geschrieben. Dazu zähle auch, sich den Herausforderungen etwa durch die Digitalisierung zu stellen, betonte BVVA-Präsident Klaus Peterseim (Archivbild). / Foto: BVKA
Seit zweieinhalb Jahren war es das erste Mal, dass sich der BVVA wieder zu einer Jahrestagung versammelte; wegen der Coronapandemie waren vorherige Termine nicht zustande gekommen. Allein deshalb sei das Treffen in Mainz diese Woche »etwas Besonderes« gewesen, wie der BVVA im Nachgang mitteilte. Bemerkenswert war sicher auch, dass der BVVA, der seit 2019 unter diesem Namen firmiert, sich erneut breiter aufstellen möchte; erst 2018 hatte der Verband sein traditionelles Aktionsfeld – die klinik- und heimversorgenden Apotheken – um die Bereiche Palliativ- sowie Substitutionsversorgung erweitert. Mit der Vergrößerung wurde damals aus dem Bundesverband klinik- und heimversorgender Apotheker (BVKA) der heutige BVVA.
Unter dessen Dach sollen sich nun weitere große Bereiche der spezialisierten inhabergeführten Apotheke versammeln. Dafür habe die Mitgliederversammlung im Rahmen der BVVA-Jahrestagung in Mainz den Weg per Satzungsänderung freigemacht, hieß es. Demnach sollen künftig die Versorgung von Hämophiliepatienten, die Versorgung mit Cannabis-Arzneimitteln sowie die Betreuung von HIV- und Hepatitis-infizierten Patienten hinzukommen, wie der Verband mitteilte. Dafür sei man bereits seit 2020 in Gesprächen mit Vertretern der entsprechenden Verbände, »um die politische, rechtliche und wirtschaftliche Schlagkraft der spezialisierten Apotheken gemeinsam zu stärken«, hieß es. Bei dem Treffen in Mainz waren demnach Verbandsvertreter vor Ort.
Die klassische öffentliche Apotheke zu stärken – das sei das Ziel des BVVA, wie Verbandspräsident Klaus Peterseim in der Mitteilung betonte. Neue Themen wie Telemedizin, Telepharmazie, das E-Rezept oder der E-Medikationsplan müssten angegangen werden, insgesamt müssten die Apotheken sich »den neuen Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung stellen«. Speziell für den digitalen Medikationsplan forderte Peterseim, der in Mainz von den Mitgliedern als Verbandschef bestätigt wurde, dass spezialversorgende Apotheken grundsätzlich Zugriff darauf bekommen – es sei denn, der Patient widerspreche ausdrücklich. Andernfalls sei »keine Aktualisierung und kein Medikationsmanagement im Sinne der Versicherten möglich«. Bis dato sieht die Regelung vor, dass eine Patientin oder ein Patient zuvor ausdrücklich zustimmen muss.
Bei der Tagung war laut BVVA auch Erwin Rüddel zu Gast, direkt wiedergewählter CDU-Bundestagsabgeordneter aus Rheinland-Pfalz sowie Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des amtierenden Bundestags. Rüddel betonte, dass es mit Blick auf das Gesundheitssystem für den nächsten Bundestag viel zu tun gebe. Zu den Herausforderungen zählten neben der generellen Bezahlbarkeit des Gesundheitssystems etwa Neuausrichtungen bei Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, aber auch konkrete Fragen zur Grippeschutzimpfung in Apotheken sowie zum E-Rezept, zur ambulanten Versorgung oder zur verbesserten Patientensteuerung.
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