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Engpässe

US-Apothekenketten beschränken Kaufmengen bei Fiebersäften

Fiebersäfte und Erkältungsmittel für Kinder sind derzeit auch in den USA Mangelware. Um zu verhindern, dass Eltern Präparate horten, haben einige US-Apothekenketten Kaufbeschränkungen verhängt. Die Nachfrage, so die US-Arzneimittelbehörde FDA, sei nicht überall gleich hoch.
Cornelia Dölger
29.12.2022  14:30 Uhr

Die großen US-Apothekenketten CVS, Walgreens und Rite Aid wollen die auch in den USA stark erhöhte Nachfrage nach Fieber- und Erkältungsmedikamenten für Kinder in den Griff bekommen und führen Obergrenzen bei den Kaufmengen ein. Darüber berichtet das US-Nachrichtenportal CNBC. Die Beschränkungen sollen demnach verhindern, dass Eltern Präparate über Bedarf kaufen, die dann an anderer Stelle fehlen.

So habe die größte US-Apothekenkette CVS Health Beschränkungen für zwei rezeptfreie Schmerz- und Fiebermedikamente sowohl für den Verkauf vor Ort als auch für den Online-Shop erlassen. Walgreens und Rite Aid zogen nach und begrenzten die Kaufmengen einiger Onlineartikel. Beim US-Einzelhandelskonzern Walmart, der in seinen Filialen auch Apotheken betreibt, gebe es hingegen keine Kaufbeschränkungen für pädiatrische Schmerz- und Fieberpräparate, berichtet CNBC.

FDA: Grundsätzlich sind genug Arzneimittel vorhanden

Auch die Behörden sind alarmiert. Die derzeitige Nachfrage nach solchen Präparaten sei wegen der hohen Grippe- und RSV-Infektionsraten bei Kindern »beispiellos«, zitiert CNBC Robert Califf von der US-Arzneimittelbehörde FDA. »Wir fordern die Menschen auf, nicht mehr zu kaufen, als sie brauchen«, so Califf gegenüber CNBC. Wenn jeder mehr kaufe, als er letztlich benötige, fehlten die Präparate denen, die sie dringend bräuchten. Grundsätzlich seien genug Medikamente vorhanden, um die Infektionswelle in den Griff zu bekommen.

Um der hohen Nachfrage nachzukommen, fährt auch die Pharmaindustrie ihre Kapazitäten hoch. So hat laut CNBC der US-Pharmariese Johnson & Johnson, einer der landesweit größten Hersteller von Schmerzmitteln für Kinder, seine Produktion auf »rund um die Uhr« gesteigert. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit Einzelhändlern intensiviert, um flexibler auf hohe Nachfragen in einzelnen Gebieten reagieren zu können.

US-Regierung gibt Tamiflu-Dosen frei

Während einige Präparate möglicherweise schwerer zu bekommen seien, gebe es zum Beispiel beim Paracetamol-haltigen Tylenol® oder Ibuprofen-haltigen Motrin für Kinder keine weit verbreiteten Engpässe, so ein J&J-Sprecher zu CNBC. Der FDA-Beauftragte Califf fügte hinzu, dass seine Behörde eng mit den Herstellern zusammenarbeite, um die Versorgung insbesondere in Gebieten mit erhöhter Nachfrage sicherzustellen. Die Beschaffung der Medikamente sei derzeit allerdings eine Herausforderung, da andere Länder der nördlichen Hemisphäre eine ähnliche Nachfrage verzeichneten.

Die grassierende Grippewelle rief derweil auch die US-Regierung auf den Plan. So kündigte die Biden-Administration Mitte der Woche an, dass sie Dosen des antiviralen Grippemedikaments Tamiflu® aus nationalen Lagerbeständen freigeben werde.

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