Urlaub mit Nebenwirkung |
Christina Hohmann-Jeddi |
18.06.2025 18:00 Uhr |
Um Reisedurchfall vorzubeugen, ist vor allem eine konsequente Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene wichtig. Reisende sollten ausschließlich abgekochtes, gefiltertes oder original verschlossenes Wasser trinken und auch zum Zähneputzen verwenden. Eiswürfel sollten vermieden werden, da sie häufig aus Leitungswasser hergestellt werden. Bei Lebensmitteln gilt die Faustregel: »Cook it, peel it or leave it« – also nur Speisen essen, die gekocht wurden oder die man selbst schälen kann. Besonders rohes Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte sowie nicht durchgegarte Eier und ungeschältes Obst oder Salate bergen ein erhöhtes Risiko, kontaminiert zu sein. Häufiges Händewaschen – immer mit Seife – hilft ebenfalls, Infektionen zu verhindern.
Darüber hinaus könne die prophylaktische Einnahme von Probiotika versucht werden, so Steffen. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge liegt eine begrenzte Evidenz für die Wirksamkeit von verschiedenen probiotischen Stämmen vor (»Travel Medicine and Infectious Disease«). Dies sind neben Lactobacillus acidophilus, L. rhamnosus und L. fermentum auch Saccharomyces cerevisiae sowie Saccharomyces boulardii.
An Impfstoffen gegen verschiedene Erreger der Reisediarrhö wie Shigellen, ETEC und Noroviren werde derzeit gearbeitet, berichtete Steffen. Als Beispiel nannte er den Kandidaten ETVAX des Unternehmens Scandinavian Biopharma, der gegen vier verschiedene E.-coli-Stämme schützen soll. Die angestrebte Schutzwirkung von 70 Prozent sei in einer Phase-II-Studie allerdings nicht erreicht worden. Ebenfalls wenig überzeugend seien die Ergebnisse für den oral verabreichten Norovirus-Impfstoff VXA-G1.1-NN von Vaxart gewesen. Er reduzierte in einer Phase-II-Studie die Zahl der Norovirus-Infektionen um 30 Prozent, die Zahl der Gastroenteritiden aber nicht signifikant. »So schnell ist nicht mit Zulassungen für Impfstoffe zu rechnen«, schloss Steffen.
Eine mit Doxycyclin durchgeführte Malariaprophylaxe konnte dagegen die Inzidenz von Reisediarrhö erheblich senken. Das Ergebnis sei interessant, eine solche Prophylaxe aus seiner Sicht aber wegen möglicher Resistenzentwicklungen und negativer Einflüsse auf das Mikrobiom nicht empfehlenswert.