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Corona-Impfstoffe

Unklarheiten bei Kandidaten von Sanofi

Es gebe keine Änderungen der Zeitpläne bei der Entwicklung seiner Covid-19-Impfstoffkandidaten, meldet das Unternehmen Sanofi. Es reagiert damit auf anders lautende Zeitungsberichte. Es strebt eine Zulassung für seinen proteinbasierten Impfstoff zum vierten Quartal an. 
Theo Dingermann
15.02.2021  12:30 Uhr

Der französische Pharmakonzern Sanofi entwickelt zwei Corona-Impfstoffkandidaten. Nachdem das Konsortium der Firmen Sanofi und Glaxo-Smith-Kline am 11. Dezember 2020 schon einen Rückschlag bei der Entwicklung ihres auf einem rekombinanten Spike-Protein basierenden Covid-19-Impfstoffkandidaten vermelden musste, da dieser Impfstoff bei älteren Menschen eine unzureichende Immunantwort zeigte, gab es nun auch schlechte Nachrichten für den zweiten Impfstoffkandidaten, den das Unternehmen mit dem US-amerikanischen Partner Translate Bio entwickelt.

So werde der mRNA-Impfstoff in diesem Jahr wohl sicher nicht zur Verfügung stehen, berichtete Paul Hudson, der Chef des französischen Unternehmens der Zeitung »Le Journal du Dimanche« am Samstag letzter Woche. Bislang war man bei Sanofi davon ausgegangen, dass eine Zulassung schon in der zweiten Jahreshälfte 2021 möglich sei. Zwar werden die ersten klinischen Studien zur Charakterisierung des Impfstoffkandidaten voraussichtlich noch in diesem Quartal beginnen. Aber mit einer Zulassung in diesem Jahr kann realistisch nicht gerechnet werden, berichtet Reuters.

»Der Impfstoff wird nicht in diesem Jahr fertig sein. Aber er könnte zu einem späteren Zeitpunkt von Nutzen sein, umso mehr, wenn der Kampf gegen die Varianten immer relevanter wird«, wird Hudson zitiert. Weitere Details nannte der CEO nicht.

Rückschlag auch für die europäische Union

Das sind auch schlechte Nachrichten für die Impfstoffbeschaffung der europäischen Union. Zwar mahnte bereits vor zwei Wochen die Bundesregierung, dass es »nicht ungewöhnlich« sei, dass sich Änderungen bei der Verfügbarkeit von Impfdosen ergeben könnten. Allerdings war zu dem Zeitpunkt wohl nicht klar, dass diese Warnung bereits Mitte Februar eintreten sollte. Von den rund 27 Millionen Impfdosen, die man bei dem französischen Unternehmen Sanofi bestellt hatte, wird in diesem Jahr wohl keine einzige für Deutschland zur Verfügung stehen.

Diese Prognose möchte Sanofi dann doch nicht stehenlassen. In einer Pressemitteilung vom 14. Februar teilte das Unternehmen mit, dass für den am weitesten fortgeschrittene Impfstoffkandidat, der gemeinsam mit Glaxo-Smith-Kline entwickelt wird, noch in diesem Monat in eine weitere Phase-II-Studie starten wird. Zudem gebe es keine Probleme bei der Entwicklung einer geeigneten Formulierungen, sagte der Executive Vice President von Sanofi Pasteur Thomas Triomphe in einem Telefoninterview, das Bloomberg veröffentlichte. Es werde immer noch eine Zulassung der proteinbasierten Vakzine im vierten Quartal dieses Jahres angestrebt. Auch beim Zeitplan der mRNA-Vakzine gebe es keine Verzögerungen: Eine Phase-I/II-Studie starte noch in diesem Quartal und eine Phase-III-Studie solle im Sommer folgen. 

Die Nachrichten über Sanofis Entwicklungsprobleme werden jedoch wohl keine Auswirkungen auf die Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel haben, jeder Bürgerin und jedem Bürger bis Ende des Sommers ein Impfangebot machen zu können, berichtet der »Tagesspiegel«. Denn mit Lieferungen eines Sanofi-Impfstoffs hatte man frühestens erst für das letzte Quartal gerechnet.

Unterdessen stellt die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides ein Schnellverfahren für die Anpassung bereits zugelassener Corona-Impfstoffe an Virus-Mutationen in Aussicht. »Wir haben nun entschieden, dass ein Impfstoff, der von Herstellern auf Basis des bisherigen Vakzins zur Bekämpfung neuer Mutationen nachgebessert wird, nicht mehr den ganzen Zulassungsprozess durchlaufen muss«, sagte sie der »Augsburger Allgemeinen«. Es wird also schneller gehen, geeignete Impfstoffe verfügbar zu haben, ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen, wird Kyriakides zitiert.

Auch bei Sanofi bleibt man nicht untätig und versucht, sich so gut wie möglich an den Bemühungen zur Überwindung der Pandemie zu beteiligen. So erklärte sich das Unternehmen im letzten Monat bereit, Millionen von Dosen des Impfstoffs von Pfizer/Biontech im Industriepark Höchst ab Juli abfüllen und verpacken zu wollen.

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