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Polymedikation

Therapietreue erhöhen – die wichtigsten Punkte

Etwa 50 Prozent der Patienten mit chronischen Erkrankungen nehmen ihre Medikamente nicht wie verordnet ein, ob aus Unwissenheit oder Anwendungsproblemen. Wie können Apotheken helfen, das Medikationsregime zu vereinfachen und die Adhärenz zu erhöhen?
Christiane Berg
07.09.2021  10:08 Uhr

Eine geringe Compliance kann mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden sein, machte Professor Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Arzneimittel der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, beim 33. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) deutlich. Die Stärkung der Einnahmetreue sei eine große Herausforderung für Apotheken.

»Die beste Medizin ist wirkungslos, wenn sie nicht eingenommen wird«, konstatierte der Leiter der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). So seien allein 9 Prozent aller teils auch tödlichen kardiovaskulären Ereignisse einer schlechten Einnahmetreue hinsichtlich kardiovaskulärer Arzneimittel zuzuschreiben, hob Schulz hervor. Der Apotheker betonte, dass nicht zuletzt komplexe Medikationsschemata im Rahmen einer Polymedikation, also der gleichzeitigen Applikation von fünf und mehr Medikamenten, insbesondere bei älteren, multimorbiden Menschen, zur Verschärfung der Problematik, sprich: Minderung der Adhärenz und Erhöhung der (Re)Hospitalisierungsrate beitragen.

Nicht nur, dass die überwiegende Zahl der Patienten viele Rezepte aus verschiedenen Praxen bezieht und somit der einzelne behandelnde Arzt keinen Überblick über die Gesamtmedikation haben kann: In den meisten Fällen werde zusätzlich Selbstmedikation betrieben, was wiederum die Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen weiter erhöhe. Nur im (Ko)Management von Arzt und Apotheker lasse sich hier Abhilfe schaffen und gleichzeitig auch die Compliance deutlich erhöhen.

Möglichst wenige Tabletten und Einnahmezeitpunkte

Schulz unterstrich, dass im Falle einer Polymedikation zumeist schon durch professionelle Medikationsanalyse und gegebenenfalls Vereinfachung des Medikationsregimes seitens der Apotheke wirksam interveniert werden könne. Oft sei es angezeigt, statt vieler Einzelsubstanzen lang wirkende Arzneistoffe beziehungsweise retardierte Darreichungsformen oder fixe Kombinationspräparate einzusetzen, die eine nur einmal tägliche Einnahme ermöglichen. Neuere Studien zeigen, dass sich so zum Beispiel im Falle der Behandlung der Hypertonie eine signifikant bessere Blutdruck-Kontrolle erzielen lässt.

Durch die Wahl passender Dosisstärken könne es vermieden werden, dass Patienten – wie häufig praktiziert – eigenhändig, oft gar mit einem Messer auf dem Küchentisch, Tabletten teilen. Ganz abgesehen von mangelnder Hygiene und Sterilität: »Dabei kann ein Großteil des Wirkstoffs verloren gehen«, warnte der Referent.

Bei jedem Wechsel Medikation neu erklären

Bei jedem Wechsel verordneter Arzneimittel, so auch und gerade bei der Entlassung nach einem Klinikaufenthalt, müsse der Patient sorgfältig und gezielt in die Besonderheiten der neuen (Entlass) Medikation einschließlich Einnahmemodalitäten, Wirkmechanismen und Therapieziele eingewiesen werden – dies allemal, da eine schlechte Adhärenz oft nicht nur auf Unwissenheit, sondern auf Anwendungsprobleme zurückzuführen ist.

Werde die regelmäßige Arzneimitteleinnahme oftmals in Folge auch der Hektik im Alltag vergessen beziehungsweise vernachlässigt, so könne die Apotheke dem Patienten durch das Angebot von Dosierhilfen und Wochendosetten sowie durch die Einweisung in (elektronische) Erinnerungshilfen helfen, die Übersicht zu bewahren.

Eigentliche Herausforderung ist die Synchronisation

Viele Studien, so Schulz, zeigen, dass die Einnahmetreue der Patienten und somit ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität durch strukturierte pharmazeutische Betreuung bei engmaschiger Kontrolle und Erläuterung des jeweils aktuellen Medikationsplans deutlich verbessert wird.

Ob OTC oder Rx, ob zwei oder fünf oder mehr Arzneimittel, ob ambulant oder stationär: Die eigentliche Herausforderung vom Falle von Polymedikation sei es, die Arzneimitteleinnahme zu synchronisieren. Hier sei die verstärkte interdisziplinäre Kooperation von Apothekern und Ärzten erforderlich.

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