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Lymphdrüsenkrebs

Tafasitamab hilft bei resistentem Tumor

Ein neuer Antikörper steht in den Startlöchern. Patienten mit fortgeschrittenem B-Zell-Lymphom sprachen in einer offenen Studie gut auf die Kombination von Tafasitamab mit Lenalidomid an. Die FDA war beeindruckt und hat das Therapeutikum vor wenigen Tagen zugelassen.
Brigitte M. Gensthaler
07.08.2020  13:00 Uhr

Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist weltweit die häufigste Form des Non-Hodgkin-Lymphoms bei Erwachsenen. Maligne B-Zellen wuchern in Lymphknoten, Milz, Leber, Knochenmark und anderen Organen. Die aggressive Erkrankung des lymphatischen Systems ist rasch progredient und schwer zu behandeln. Etwa einer von drei Patienten spricht nicht auf eine Erstlinien-Therapie an oder erleidet einen Rückfall.

Gerade für diese Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Lymphom (r/r DLBCL), die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) infrage kommen, hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA vor wenigen Tagen den Antikörper Tafasitamab (Monjuvi®) zugelassen, melden die Hersteller MorphoSys und Incyte. Der Antikörper wird in Kombination mit dem Immunmodulator Lenalidomid (Revlimid®) eingesetzt. Tafasitamab ist ein humanisierter, Fc-modifizierter, zytolytischer monoklonaler Antikörper, der sich gegen CD19 auf B-Zellen richtet. Da dieses Oberflächenantigen von bösartigen B-Zellen breit exprimiert wird, gilt es als guter Angriffspunkt für Therapeutika.

CD19? Das kommt einem bekannt vor – und tatsächlich: Die beiden CAR-T-Zelltherapeutika Tisagenlecleucel (Kymriah®) und Axicabtagen-Ciloleucel (Yescarta®) richten sich gegen dieses Oberflächenmolekül und sind unter anderem zur Behandlung von Patienten mit r/r DLBCL zugelassen. Damit lassen sich bei stark vorbehandelten Patienten Ansprechraten erzielen, an die man früher nicht zu denken wagte. Beispielsweise sprachen in der ZUMA-1-Studie nach sechs Monaten 72 Prozent der 101 Patienten, die eine einmalige Infusion von Axicabtagen-Ciloleucel erhalten hatten, auf die Therapie an; 51 Prozent zeigten ein komplettes Ansprechen. 

Hohe Ansprechraten in der L-MIND-Studie

Ebenfalls hohe Ansprechraten erzielten Patienten mit Tafasitamab in der L-MIND-Studie, deren Ergebnisse kürzlich in der Zeitschrift »Lancet Oncology« veröffentlicht wurden. Die Daten waren Grundlage des beschleunigten Zulassungsverfahrens in den USA.

In die multizentrische, offene einarmige Phase-II-Studie wurden 81 erwachsene Patienten mit r/r DLBCL aufgenommen, die bereits eine bis drei systemische Therapien erhalten hatten und die für eine Hochdosis-Chemotherapie mit nachfolgender ASCT nicht infrage kamen. Sie erhielten Tafasitamab (12 mg/kg Körpergewicht intravenös) plus Lenalidomid (25 mg/Tag peroral) für bis zu zwölf Zyklen. Hatte sich die Erkrankung stabilisiert, konnten die Patienten auf eine Tafasitamab-Monotherapie wechseln – bis zur Krankheitsprogression. Primärer Endpunkt war das objektive Ansprechen (Objective Response Rate, ORR). Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 13,2 Monate.

48 Patienten (60 Prozent) erreichten den primären Endpunkt: 34 (43 Prozent) hatten ein komplettes Ansprechen, das heißt, dass kein aktiver Tumor mehr nachweisbar war, und 14 (18 Prozent) hatten ein partielles Ansprechen. Die häufigsten schweren Nebenwirkungen (Grad 3/4) waren Neutropenie, Thrombozytopenie und febrile Neutropenie. Mehr als die Hälfte der Patienten erlitt ernste Nebenwirkungen, darunter Pneumonie, febrile Neutropenie, Lungenembolie, Bronchitis, Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz.

Vergleichbar mit CAR-T-Zelltherapie

Diese Ansprechraten seien vergleichbar gut wie bei der CAR-T-Zelltherapie und ebenfalls langanhaltend, heißt es in einer Pressemeldung des Uniklinikums Würzburg (UKW), das an der Studie mit sieben Patienten teilgenommen hatte. »Alles deutet daraufhin, dass wir mit der Kombination aus dem Antikörper Tafasitamab und dem Immunmodulator Lenalidomid Patienten mit aggressivem B-Zell-Lymphom zukünftig eine aussichtsreiche, vergleichsweise gut verträgliche und Chemotherapie-freie Behandlungsoption anbieten können«, konstatiert Professor Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW. »Diese sehr hohe Wirksamkeit geht weit über das hinaus, was man bisher beim Einsatz von Antikörpern bei aggressiven Lymphomen gesehen hat.«

Die Kombination von Tafasitamab und Lenalidomid werde die Therapie des DLBCL entscheidend verändern, ist sich der Würzburger Krebsexperte sicher. Der Leiter der Studie am UKW, Dr. Johannes Düll, arbeitet in einer weiteren Studie mit dem Namen »First mind« bereits daran, die Kombination schon bei der Erstdiagnose einzusetzen.

MorphoSys und Incyte werden Monjuvi in den USA gemeinsam vermarkten. Incyte hat die exklusiven Vermarktungsrechte außerhalb der USA. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüft derzeit den Zulassungsantrag für Europa. 

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