Steffen Kuhnert gründet neues Digital-Bündnis für Apotheker |
Apotheker Steffen Kuhnert gründet ein neues Digital-Bündnis für Apotheker und will schon bald ein neues Versorgungsmodell anbieten. / Foto: PHOTOETAGE.COM
Immer mehr Bündnisse, Zusammenschlüsse und Kooperationen im Apothekenmarkt kümmern sich um die zunehmende Digitalisierung der Arzneimittelversorgung. Denn klar ist: Nicht nur wegen des E-Rezepts werden immer mehr Anwendungen in der Apotheke künftig digital ablaufen. Auch die Kommunikation mit den Patienten wird digitaler – das zeigt sich an dem derzeit rasant wachsenden Markt der Vorbestell-Plattformen und -Apps.
Ein neues Angebot im Markt will nun der Apotheker Steffen Kuhnert aus Köln machen. Kuhnert hat in den vergangenen Jahren eine Art Think-Tank für Digital-Themen im Apothekenmarkt gegründet. Insbesondere via Facebook haben sich in dem Forum »Die Digitale Apotheke« Hunderte Apotheker und andere Marktbeteiligte über die Zukunft des Marktes ausgetauscht.
Nach Informationen der PZ hat Kuhnert nun etwa 50 Apothekeninhaber vereint, um ein neues Bündnis zu gründen, aus dem dann auch konkrete Versorgungsprojekte entspringen sollen. Im Gespräch mit der PZ erklärte Kuhnert, was er mit »Laboration« vorhat und was in den kommenden Monaten passieren soll.
PZ: Herr Kuhnert, welche Grundidee steckt hinter der Gründung der »Laboration«?
Kuhnert: Im Apothekenmarkt gibt es inzwischen zwar mehrere Initiativen, die die Digitalisierung in der Versorgung vorantreiben wollen. In den Zeiten von digitalen Geschäftsmodellen braucht es meiner Meinung nach allerdings auch eine starke Antwort aus der Apothekerschaft. Das ist der Grundgedanke hinter »Laboration«: Wir werden schon bald ein innovatives Versorgungsmodell mit großen digitalen Anteilen vorstellen, das erstens die Versorgung verbessert und zweitens den Stellenwert der Apothekerschaft in der Gesellschaft erhöht – ohne dabei Konzerninteressen zu verfolgen.
PZ: Vorbestell-Plattformen und E-Rezept-Apps sind ja schon einige in Entwicklung. Wie soll sich Ihr Angebot davon abheben?
Kuhnert: Die Apotheken vor Ort sind so viel mehr als ihre Produkte und lassen sich nicht auf die Produktsuche reduzieren. Eine Verkaufsplattform kann daher nicht die sinnvollste und einzige Lösung sein, um unseren Beruf in die Zukunft zu führen. Die Laboration setzt sich zum Ziel, Apotheke konsequent neu zu denken.
PZ: Welche Gesellschaftsform haben sie für die Gründung ausgewählt?
Kuhnert: Eine offizielle Gründung der Laboration gibt es heute noch nicht. Wir sammeln derzeit noch Mitstreiter ein – bis Ende des Jahres ist mein Ziel, zwischen 100 und 150 Apothekeninhaber in der Laboration zu vereinen, um dann im kommenden Jahr das oben genannte, erste Versorgungsprojekt voranzutreiben und weitere Apotheker/innen von der Idee zu überzeugen. Alle beteiligten Apotheker werden zukünftig – etwa über eine Art Dividende – an den Gewinnen des entstehenden Unternehmens beteiligt. Die Laboration ist vergleichbar mit einem Startup, das allerdings aus der eigenen Branche herauswächst und kein Fremdkapital nutzt. Dabei wird das Risiko auf viele Schultern verteilt und somit auf ein absolutes Minimum reduziert. Die Laboration will den Apothekenmarkt nicht disruptieren sondern eine drohende Disruption von außen abwenden. Die Apothekerschaft könnte etwas Einmaliges schaffen.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.