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Vogelgrippe

Stärkste Geflügelpestepidemie in Europa überhaupt

In Europa grassiert derzeit die hochpathogene aviäre Influenza, heißt es vom Friedrich-Loeffler-Institut. Die Situation sei hochdynamisch, auch viele Wildtiere und Geflügelhaltungen in Deutschland sind von der Vogelgrippe betroffen.
dpa
30.12.2021  14:56 Uhr

Überlagert von den Meldungen zur Coronapandemie verbreitet sich aktuell ein Geflügelvirus weitgehend unbemerkt: »Wir erleben in Deutschland und Europa derzeit die stärkste Geflügelpestepidemie überhaupt«, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems der Deutschen Presse-Agentur mit. Täglich kämen neue Fälle hinzu, und das nicht nur bei Wildvögeln. »Ein Ende ist nicht in Sicht, die betroffenen Länder reichen von Finnland über die Faröer Inseln bis Irland, von Russland bis Portugal.« 

Für die kommenden Winterwochen seien das keine guten Aussichten, hieß es vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit weiter. Allein in Deutschland wurden seit Anfang Oktober bis zum 29. Dezember 394 Infektionen bei Wildvögeln wie Wildenten, Wildgänsen, Schwänen und Möwen erfasst, hauptsächlich entlang der Küste und insbesondere in Schleswig-Holstein. Zudem wurden vom FLI 46 Ausbrüche in Geflügelhaltungen registriert, allein 18 davon in Niedersachsen. Weitere Fälle betrafen NRW (9), Mecklenburg-Vorpommern (8), Schleswig-Holstein (4), Berlin-Brandenburg, Bayern und Thüringen (jeweils 2) sowie Sachsen-Anhalt (1).

Europaweit wurden den FLI-Daten zufolge in diesem Zeitraum 675 Infektionen bei Wildvögeln und 534 Ausbrüche in Haltungen erfasst. Hinzu kämen Einzelfälle bei Säugetieren: So seien in diesem Jahr bereits nachweislich Rotfüchse in den Niederlanden und Finnland, Kegelrobben in Schweden, Seehunde unter anderem in Deutschland und Fischotter in Finnland an Vogelgrippe erkrankt.

Im aktuellen »Radar Bulletin« des FLI heißt es, der aktuelle Seuchenzug der hochpathogenen aviären Influenza sei »weiterhin hochdynamisch«. Im Dezember 2021 bestimmte der Influenza-Virussubtyp H5N1 fast vollständig das Seuchengeschehen, nur ein einziges Mal sei der Subtyp H5N8 (bei einem Wildvogel in den Niederlanden) nachgewiesen worden.

Auch aus Kanada, Indien und Ostasien kommen dem FLI zufolge Meldungen zur aviären Influenza. Eine starke Verbreitung ist derzeit in Israel zu verzeichnen. In Legebatterien nahe der Ortschaft Margaliot im Norden des Landes an der Grenze zum Libanon sei es zu einem Ausbruch gekommen, bestätigte eine Sprecherin des israelischen Landwirtschaftsministeriums am Sonntag. 320.000 weitere Legehennen müssten deshalb getötet werden, zusätzlich zu 244.000 Hennen, die bereits vor einer Woche getötet worden waren. Auch in weiteren Legebatterien in Israel sei zuvor ein Massensterben beobachtet worden. »Das Landwirtschaftsministerium hat die Sorge, dass Menschen

sich durch infizierte Legebatterien in der Nähe von Wohnhäusern anstecken könnten«, hieß es in einer Mitteilung. Es werde nun mit einem Mangel an Eiern auf dem israelischen Markt gerechnet – monatlich würden durch die Vogelgrippe etwa 14 Millionen Eier fehlen.

Betroffen von der Krankheit sind nach Medienberichten auch etwa 20 Prozent der Kraniche, die als Zugvögel aus Südeuropa nach Israel kommen, um dort auf dem Weg nach Afrika Station zu machen.

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