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Evi-News

Selbstmedikation braucht Evidenz

Im Jahr 2014 beschloss der Deutsche Apothekertag die Einführung eines Informationssystems zur evidenzbasierten Selbstmedikation. Dies wurde 2017 in Form des Newsletters Evi-News mit angeschlossener Datenbank für zunächst drei Jahre realisiert. Nach positiver Evaluation wird das Projekt nun zunächst für weitere drei Jahre fortgeführt.
Axel Helmstädter
30.09.2019  17:00 Uhr

In inzwischen 35 Ausgaben behandelt Evi-News unterschiedliche Indikationsbereiche, zum Beispiel allergische Rhinitis, Diarrhö, Erkältung, Harnwegsinfektion, Kopfschmerzen und Rückenschmerzen. Hierzu werden einschlägige Studien und deren Resultate apothekengerecht präsentiert und bewertet. Details zu Studiendesign und -ergebnissen münden in ein übersichtliches Fazit für die Praxis. Die dort getroffenen Schlussfolgerungen können jeweils anhand der Hintergrundinformationen nachvollzogen werden. Parallel dazu wird, wo immer möglich, der Stellenwert der beschriebenen Wirkstoffe in aktuellen therapeutischen Leitlinien beleuchtet.

Die Newsletter-Inhalte werden in einer online zugänglichen Datenbank auf www.evinews.de gesammelt und mittels Stichwortsuche zugreifbar gemacht. Die wirkstoff- und nicht produktbezogenen Informationen dienen als wichtige Grundlage der Empfehlungen in der Apotheke, die aber immer die Umstände des Einzelfalls, persönliche Erfahrungen und Präferenzen des Patienten berücksichtigen müssen.

Die Publikationen werden von den Apothekern Professor Dr. Thilo Bertsche, der für sein Engagement bei der Expopharm mit dem Gesundheitspreis des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller ausgezeichnet wurde, Dr. Susanne Schiek, Jasmin Seiberth und Diplom-Pharmazeutin Katharina Moritz der Abteilung Klinische Pharmazie der Universität Leipzig in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Arzneimittelsicherheit erstellt. Dort finden begleitende Forschungsprojekte statt, deren Ergebnisse helfen sollen, den Prozess der Selbstmedikation insgesamt zu optimieren und zur Arzneimittelsicherheit beizutragen. Bisher wird der Newsletter an etwa 2500 Abonnenten versandt, die den Wunsch nach einer besseren Fundierung der Selbstmedikations-Empfehlungen empfinden.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Leipzig gaben 84 Prozent der befragten Apotheker und PTA an, Daten aus klinischen Studien seien »wichtig« oder »sehr wichtig« für ihre Beratungstätigkeit (»Journal of Clinical Pharmacy and Therapeutics«). Allerdings fühlten sich nur knapp die Hälfte der Befragten auch in der Lage, evidenzbasierte Informationen in der täglichen Praxis anzuwenden. Nur 31 Prozent der Befragten fiel es leicht, Ergebnisse klinischer Studien in ihre Beratung einzubeziehen. Newsletter und Datenbank sind Instrumente, die diese Lücke füllen sollen, anhaltende Evaluationen werden helfen, die Informationsaufbereitung weiter zu optimieren. Informationen zu Studientypen, statistischen Kenngrößen und zur Aussagkraft einzelner Ergebnisparameter versetzen den Nutzer mehr und mehr in die Lage, selbst klinische Studien zu bewerten.

Das Projekt wird von der ABDA – Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände und der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH finanziell unterstützt.

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