Screening ohne Mehrwert |
Annette Rößler |
09.11.2021 15:00 Uhr |
Wenn es keinen besonderen Anlass gibt, müssen laut einem Bericht im Auftrag des IQWiG bei Älteren nicht regelmäßig die Vitamin-D- und -B12-Spiegel kontrolliert werden. / Foto: Adobe Stock/gustavofrazao
Kann älteren Menschen durch eine regelmäßige Bestimmung der Blutwerte und eine entsprechende Vitaminsubstitution bei Vitaminmangel Leid durch vermeidbare Erkrankungen erspart werden? Diese Frage hatte eine Bürgerin dem IQWiG gestellt. Das Institut initiierte daraufhin ein sogenanntes Health Technology Assessment (HTA) und beauftragte externe Wissenschaftler unter der Federführung der Donau-Universität Krems mit der Klärung.
Jetzt liegt das vorläufige Ergebnis dieser Bewertung vor – und es fällt für die Befürworter eines allgemeinen Vitamin-Screenings negativ aus. Die Wissenschaftler konnten keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen einer regelmäßigen Bestimmung der Vitamin-D- und Vitamin-B12-Werte im Blut und – für den Fall eines Vitaminmangels – einer nachfolgenden Vitaminsubstitution bei ansonsten symptomlosen Personen ab 50 Jahren erkennen, teilt das IQWiG mit. Grundlage der Bewertung seien 35 verwertbare Studien gewesen, davon 33 zu Vitamin D und zwei zu Vitamin B12.
Damit scheint es vorerst unwahrscheinlich, dass das Screening bei Älteren in absehbarer Zukunft eine Krankenkassen-Leistung werden könnte. Interessierte Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können zwar bis zum 3. Dezember 2021 Stellungnahmen abgeben und das IQWiG betont, dass Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts noch möglich sind. Wenn die beauftragten Forscher ihre Sache aber gut gemacht haben und keine relevanten Studien übersehen haben, scheint es jedoch unwahrscheinlich, dass sich die Aussage des Berichts noch einmal grundlegend ändern wird.