Schutzschild in der Nase |
Eines der Charakteristika der Schleimhaut ist der Mucus. Dieser wird von einzelligen Drüsenzellen, sogenannten Becher- oder Gobletzellen, sezerniert, die zwischen den einfachen Epithelzellen der Schleimhaut (Tunica mucosa) eingestreut liegen. Mucus besteht aus einem Netzwerk von Glykoproteinen (Mucine), deren 20 verschiedene Formen zum Teil in der Becherzellmembran verankert sind und zum Teil sezerniert werden. Ihre langen Polysaccharidketten (Glykane) sind für die Wasserbindungskapazität verantwortlich und bestimmen so die Viskosität des Schleims (Grafik, links).
Schleimhäute weisen eine typische Besiedelung mit Mikroorganismen, das sogenannte Mikrobiom, auf. Dieses variiert bei Entzündungen.
Normaler Nasenschleim ist zähflüssig und klar, sehr dünnflüssiger Schleim tritt bei allergischer Rhinitis auf. Dicklicher gelblicher Schleim bildet sich bei einer bakteriellen Infektion. Mucolytica wie Thiol-basiertes N-Acetylcystein oder Brom-basiertes Ambroxol wirken auf die Struktur des Schleims. Sie reduzieren Disulfidbrücken zwischen den Mucinen, was die Viskosität des Schleims reduziert und dessen Elastizität verbessert. Darüber hinaus wird den Arzneistoffen eine antioxidative Wirkung zugeschrieben, die auf die Beeinflussung des zellulären Glutathionspiegels (GSH) zurückgeführt wird (8, 9).
Neben Bakterien und Viren kann der Schleim auch pathogene Pilze unschädlich machen. So wird Candida albicans in den Schleimhäuten in Schach gehalten, indem die Filamentierung, das heißt die Transformation der Pilzzellen in Hyphen, durch Mucin-O-Glykane wie Core 1, Core 1+fucose, Core 2+Galactose unterdrückt wird. Nur wenn die Schleimstruktur defekt ist, können Pilze in ihre infektiöse Filamentform wechseln, was Mundsoor, vaginale Hefepilzinfektionen und lebensbedrohliche systemische Infektionen zur Folge haben kann. Ob und wie sich die Erkenntnisse zu Mucinen therapeutisch nutzen lassen, bleibt zu untersuchen (10).
Doch auch die Erreger selbst beeinflussen den Schleim, um in den Körper einzudringen. So konnten Forscher nachweisen, dass das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) sowohl die Bildung von schleimbildenden Becherzellen als auch die Expression von Mucinen und damit die Mucus-Produktion beeinflusst (11).
Foto: Adobe Stock/Dr_Microbe
Eine chronische Schleimhautentzündung betrifft nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern kann auch bei Rhinosinusitis zum Problem werden. Für beide Lokalisationen gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Mikrobiom. So ergaben Untersuchungen im Atemtrakt Unterschiede im Mikrobiom von Gesunden und Patienten mit nasopharyngealen, tracheobronchialen und pulmonalen Erkrankungen. Gesunde hatten eine hohe Vielfalt an Bakterienkolonien, die jeweils in geringer Dichte auftraten. Bei Infektionen, Asthma, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Mukoviszidose nahm die Vielfalt ab und Kolonien einzelner Arten überwogen (12).
Dabei wurde in den oberen Atemwegen bei Gesunden häufig Lactobacillus nachgewiesen, insbesondere der an die Umgebung der oberen Atemwege gut adaptierte Typ Lactobacillus casei AMBR2. Bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis fanden die Forscher dagegen verschiedene Lactobacillus-Stämme (Lactobacillus genus complex, LGC) jeweils nur in geringeren Mengen (13). Darüber hinaus konnten sie zeigen, dass die Zytokinantwort des Immunsystems bei Infektion mit gängigen Atemwegserregern wie Staphylococcus aureus, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis besser war, wenn das Mikrobiom auch Lactobacillus casei AMNR8 enthielt.
Folglich wird diskutiert, ob der Einsatz von Lactobazillen in»probiotischen Nasensprays« das Überwachsen der Nasenschleimhaut mit pathogenen Erregern eindämmen könnte (13).