Schutzschild in der Nase |
Je nach Körperregion ist das Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe unterschiedlich ausgeprägt und wird entsprechend benannt. Am besten untersucht ist das mit dem Gastrointestinaltrakt assoziierte GALT (gut-associated lymphoid tissue), das Ansammlungen von Lymphfollikeln in Form von Peyer’s Plaques im Dünndarm, den Appendix vermiformis (Wurmfortsatz) und zahlreiche isolierte lymphatische Follikel im gesamten Darm umfasst.
Das vaginal assoziierte lymphatische Gewebe (VALT) liegt im Urogenitaltrakt. Das Bronchien-assoziierte lymphatische Gewebe (BALT) ist in den oberen Atemwegen und den Bronchien lokalisiert, während das NALT-System mit Lymphgewebe in Mund, Nasenhöhle und Pharynx einschließlich der Tonsillen für die Immunabwehr im Nasen-Rachen-Raum bereitsteht (1,5). Dieses System trägt unter anderem zur Kontrolle von Atemwegsinfekten bei.
Auch wenn die Prinzipien der Immunantwort der MALT-Systeme ähnlich dem systemischen Immunsystem sind, zeigen sie doch einige Besonderheiten (Tabelle). Zum einen ist das enge Zusammenspiel von Epithelschicht und Immunzellen in der darunterliegenden Bindegewebsschicht (Lamina propria) für die Erregerabwehr an der Körperoberfläche wichtig. Außerdem scheint das ansässige Mikrobiom eine wichtige Rolle für die Toleranzentwicklung zu spielen, wo zwischen schädlichen und unschädlichen Stoffen unterschieden werden muss.
Parameter | Charakterisierung |
---|---|
Aufbau | enge Verzahnung von Schleimhautepithel und lymphatischem Gewebe mit Transportsystemen für Antikörper und Antigen |
spezialisierte Zellen im Epithel | Becherzellen (Gobletzellen) zur SchleimproduktionM-Zellen zur Antigenaufnahme über EpithelZellen zur Sekretion von Lysozym, Peptidasen, Laktoferrin und DefensinenFlimmerhärchenbesatz |
lokale Immunantwort | sIgA im Schleimangeborene lymphoide Zellen (ILC) in Lamina propria |
ständige Aktivität | Vorliegen von Effektoren wie sIgA auch ohne akute Infektion |
Toleranzbildung | Toleranzbildung gegen Nahrungsantigene und Mikrobiom durch aktives Abschalten der Immunantwort |
Kennzeichnend für das MALT sind auch Lymphfollikel. Diese eiförmigen Strukturen aus lymphatischem Gewebe liegen – anders als die Lymphknoten des systemischen Immunapparats – ohne umgebende Kapsel frei in der Lamina propria und enthalten IgA-Antikörper-produzierende Plasmazellen (1, 5).
Foto: Adobe Stock/Markus Wegmann
Erwachsene erleiden im Durchschnitt jährlich zwei bis vier, Kinder sechs bis acht Atemwegsinfekte, meist in Form einer akuten viralen Rhinitis. Dass es nicht wesentlich häufiger dazu kommt, liegt an der Aktivität des NALT-Systems (nasal assoziiertes lymphatisches Gewebe), das viele Erreger schon an der Eintrittspforte abwehrt.
Die infektiöse Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) wird meist durch Tröpfcheninfektion mit Rhinoviren, Respiratorischem Synzytial-Virus, Parainfluenza-, Corona- oder humanem Bocavirus verursacht. Bei etwa 2 Prozent der Patienten kommt es zusätzlich zur akuten bakteriellen Besiedelung. Bei dieser Rhinosinusitis sind die Nasen- und Nasennebenhöhlen betroffen; neben verstopfter Nase, vermehrtem Nasensekret und Riechstörungen können auch Fieber und Kopfschmerzen auftreten. Mehr als drei Viertel aller Erkrankungen bessern sich innerhalb von zwei Wochen auch ohne Therapie. Erst bei einer Dauer von mehr als zwölf Wochen wird von einer chronischen Form gesprochen (2).
Für die Anamnese wichtig ist auch die Abgrenzung der viralen/bakteriellen Entzündung von der allergischen Rhinitis, an der jeder Zweite bis Dritte in Europa leidet (2, 3).
Eine akute Rhinosinusitis wird recht unterschiedlich behandelt. Der Nutzen von Antibiotika und sogenannten Erkältungsmitteln ist umstritten, die Evidenz unterschiedlich gut beschrieben (3). Es wurde gezeigt, dass bei Kindern Ibuprofen stärker antipyretisch wirkt als Paracetamol. Außerdem gibt es Hinweise auf eine therapeutische Wirksamkeit von Zink, Probiotika mit milchsäurebildenden Bakterien sowie Honig.
Allemal wichtig ist es, die Nasenschleimhaut vor Rauch und Giftstoffen zu schützen und nicht austrocknen zu lassen. Eine Rhinitis sicca (trockene Nase) entwickelt sich besonders leicht bei trockener kalter Luft und bei Übergebrauch von Nasentropfen oder -sprays mit Vasokonstringenzien. Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten ist groß, die Bandbreite der Evidenz ebenso (3, 4).