Schreit das Baby, liegt’s meist an den Genen |
Die deutlichsten Hinweise auf eine großteils genetische Grundlage ergaben sich für die Dauer des Weinens. Im Alter von zwei Monaten erklärt die Genetik der Kinder demnach zu etwa 50 Prozent, wie viel sie weinen, wie es im Fachjournal »JCPP Advances« heißt. Im Alter von fünf Monaten seien es sogar 70 Prozent. Übrigens weinen Babys auch mit Akzent.
Bei der Zahl nächtlicher Aufwachphasen spielt die Genetik der Studie zufolge wohl eine weitaus geringere Rolle. Zu den dafür entscheidenden Faktoren könnten die Schlafroutine und die Umgebung, in der das Kind schläft, gehören, vermuten die Forschenden. Auf der Grundlage der Studie Schlussfolgerungen auf besonders wirksame Methoden zu ziehen, sei aber nicht möglich.
Beim Beruhigen wiederum beeinflusst das Umfeld offenbar nur in den ersten Lebensmonaten stark, wie gut es damit klappt. Im Alter von fünf Monaten bestimmt die Beruhigungsfähigkeit dann den Daten der Befragung zufolge hauptsächlich die Genetik.
Einschränkend geben die Forschenden zu bedenken, dass die Daten auf Angaben von Eltern beruhen und Schlaf und Verhalten deshalb womöglich nicht exakt wiedergeben. Zudem ließen sich die Ergebnisse nicht automatisch auf Einzelkinder übertragen – wegen der Interaktion von Zwillingen und weil zwei Babys höhere Anforderungen an Eltern stellen. Beides beeinflusst die gemessenen Faktoren.
Bei einer ersten Stichprobe ließen sich allerdings keine merklichen Unterschiede zwischen Zwillingen und Einzelkindern hinsichtlich des Schrei- und Beruhigungsverhaltens feststellen, sehr wohl aber bei der Zahl der Aufwachvorgänge. Allerdings ein eher unerwarteter Unterschied: Die Zwillinge wachten seltener auf als Einzelkinder. Auf potenzielle Gründe dafür gehen die Forschenden nicht ein. Womöglich fühlt sich ein Baby sicherer, wenn neben ihm sein stets präsenter Zwilling schlummert – oder es lässt sich aus der Gewohnheit seines belebten Alltags heraus weniger leicht durch nächtliche Geräusche aufschrecken.
Vor einiger Zeit hatte ein anderes Forschungsteam erkundet, wie sich Babys am schnellsten beruhigen lassen – und eine minutengenaue Anleitung ausgearbeitet. Eltern sollten ihr weinendes Kind etwa fünf Minuten eng an den eigenen Körper geschmiegt in gleichmäßigem Tempo herumtragen, möglichst ohne abrupte Bewegungen, erklärten die Forschenden im Fachjournal »Current Biology«. Sobald es eingeschlafen ist, sollen sie sich demnach noch etwa acht Minuten mit ihm hinsetzen und es erst danach zum Schlafen hinlegen.
Auch eine Erklärung für den beruhigenden Effekt des Gehens hatte das Team parat: die sogenannte Transportreaktion. Dieser angeborene Effekt sei bei vielen jungen Säugetieren zu beobachten, die noch nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen, Mäuse und Affen zum Beispiel. Die Jungtiere beruhigen sich und ihre Herzfrequenz sinkt, wenn sie man sich aufhebt und herumträgt.