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Lichtschutz

Safer Sun wichtiger denn je

Warum zum sicheren Schutz vor der Sonne so viel mehr gehört, als nur einen Lichtschutz aufzutragen, erklärt Dr. German Hubatsch, Dermatologe in Neu-Isenburg.
Elke Wolf
19.07.2021  11:00 Uhr

Trotz intensiver Aufklärungsbemühungen in der Vergangenheit steigen sowohl beim schwarzen als auch beim hellen Hautkrebs die Erkrankungszahlen an. Und: Mit der Diagnose malignes Melanom werden zunehmend auch jüngere Menschen konfrontiert, die mitunter erst um die zwanzig sind. Sonnenschutzpräparate könnten jedenfalls kein Rundum-Sorglos-Paket bieten, ein Komplett-Schutz vor Hautkrebs sei nicht möglich, sagt Hubatsch im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung.

»Generell sollten wir dazu übergehen, nicht einfach ständig Sonnencreme aufzutragen, und versuchen, die Sonne zwischen 11 und 16 Uhr oder bei einem UV-Index > 7 zu meiden sowie Aktivitäten im Freien in die Morgen- und Abendstunden zu verlegen. Wir sollten nicht glauben, nur weil wir zweimal täglich Sonnencreme auf Gesicht und Körper auftragen, dass wir tun und lassen können, was wir wollen«, warnt der Dermatologe eindringlich. Der beste Lichtschutz ist laut des Experten immer noch der textile. »Nehmen wir uns die Menschen in Korea, Taiwan oder Vietnam zum Vorbild. Sie schützen sich mit Sonnenschirmen, tragen Masken und gehen nur in die Sonne, wenn es sein muss.« Zudem hat sich der textile Lichtschutz weiterentwickelt und wird mittlerweile vor allem von Eltern und Kleinkindern gut angenommen. Hubatsch spricht von einem »der Situation angepassten Sonnenschutz«.

Auch das Argument, Draußen-Aufenthalte seien wichtig für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung, entkräftet der Hautarzt. »Den Vitamin-D-Spiegel aufbessern zu wollen, ist keine Entschuldigung für einen Sonnenbrand.« Nach derzeitigen Erkenntnissen – so schreiben es etwa das Bundesamt für Strahlenschutz oder das Deutsche Krebsforschungszentrum - genügt es für Menschen mit dem in Deutschland häufigen Hauttyp II, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche bei einem mittleren UV-Index bis 7 etwa 12 Minuten der Sonne auszusetzen. Eine »Ganzkörperbräunung« sei nicht erforderlich, der Gang ins Solarium kein Ersatz. Zudem reichten die Sommermonate aus, um die Vitamin-D-Speicher zu füllen. Eine Substitution sei nur für Risikogruppen notwendig.

Die im Frühjahr aktualisierte S3-Leitlinie zur Hautkrebsprävention empfiehlt, Sonnenschutzmittel für die Hautstellen zu benutzen, die nicht anders geschützt werden können. Dabei wird der ausgelobte Lichtschutzfaktor wird nur erreicht, wenn großzügig gecremt wird. Um eine geforderte Schichtdicke von 2 mg/cm2 zu erzielen, muss ein Erwachsener etwa 30 bis 40 ml für den gesamten Körper berechnen. Dies entspricht etwa einem Fünftel einer handelsüblichen 200-ml-Flasche. Hubatsch schätzt, dass in der Praxis lediglich ein Drittel des angegebenen Lichtschutzfaktors tatsächlich erreicht wird. »Der Anwender überschätzt damit die Schutzwirkung. Man stelle sich vor: Wer ein Sonnenschutzpräparat mit LSF 50, aber nur die Hälfte der erforderlichen Menge aufträgt, hat keinen LSF 25 – wie man sich denken könnte. Die Schutzwirkung fällt exponenziell ab: Die Wurzel aus 50 ergibt etwa einen LSF von 7. Und das ist zu wenig.«

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