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Remdesivir-Konkurrenz

Roche kauft antiviralen Wirkstoff gegen Covid-19 ein

Der schweizerische Pharmagigant Roche ist eine Partnerschaft mit der US-Firma Atea Pharmaceuticals eingegangen, um dessen Corona-Wirkstoffkandidaten AT-527 zur Marktreife zu bringen. Der RNA-Polymerase-Hemmer ist oral verfügbar – ein deutlicher Wettbewerbsvorteil gegenüber Remdesivir. Die Phase II läuft bereits.
Daniela Hüttemann
27.10.2020  16:34 Uhr

Atea Pharmaceuticals ist ein Biotech-Startup mit Sitz in Boston. Der Fokus des Unternehmens liegt auf der Entwicklung antiviraler Medikamente für vernachlässigte Infektionskrankheiten, verursacht durch RNA-Viren. Dabei hat sich Atea vor Beginn der Corona-Pandemie auf Dengue, Hepatitis C und das Respiratory Syncytial Virus (RSV) konzentriert, mit mehreren Kandidaten in Phase I der klinischen Prüfung.

Offensichtlich hat dabei der Kandidat AT-527 aus der Hepatitis-C-Pipeline schnell auch Potenzial gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gezeigt. Atea testet die niedermolekulare, oral verfügbare Substanz bereits in Phase II an hospitalisierten Covid-19-Patienten mit moderater Symptomatik. Genau wie Remdesivir soll AT-527 die virale RNA-Polymerase hemmen und so die Vermehrung des Coronavirus stoppen. Es handelt sich um ein Purin-Nukleotid-Prodrug. Die antivirale Aktivität und Sicherheit des Moleküls sei bereits in einer Phase-II-Studie mit Hepatitis-C-Patienten gezeigt worden.

Ende letzter Woche verkündete nun Roche, bei Atea einzusteigen. Gemeinsam soll AT-527 im ersten Quartal 2021 in die Phase III gebracht werden. Hier sollen auch weniger kranke Patienten eingeschlossen werden, die nicht im Krankenhaus behandelt werden müssen. Zudem soll AT-527 als mögliche Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) nach Kontakt mit einem SARS-CoV-2-Infizierten geprüft werden.

Roche und Atea hoffen, das erste oral verfügbare Covid-19-Medikament auf den Markt bringen zu können. Denn ein großer Nachteil von Remdesivir ist, dass es nur im klinischen Setting infundiert werden kann. Als zusätzlichen Vorteil des neuen Wirkstoffs nennen die Unternehmen die einfachere und schnellere Produktion des Moleküls in großem Umfang. »Bei Erfolg könnte AT-527 dazu beitragen, Patienten frühzeitig zu behandeln, das Fortschreiten der Infektion zu verringern und die Gesamtbelastung der Gesundheitssysteme zu verringern«, heißt es in einer Pressemitteilung von Roche.

Sollte der Wirkstoff zugelassen werden, erhält Atea die Distributionsrechte in den USA und kann dazu auch die Hilfe von Roches Tochterunternehmen Genentech in Anspruch nehmen. Roche wiederum darf das potenzielle Covid-19-Medikament weltweit außerhalb der USA vertreiben. »Durch die gemeinsame Entwicklung und Herstellung von AT-527 in großem Maßstab möchten wir diese Behandlungsoption so vielen Menschen wie möglich auf der ganzen Welt  zur Verfügung stellen«, so Bill Anderson, Geschäftsführer von Roche Pharmaceuticals.

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