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Coronavirus in Deutschland

RKI stuft Gefährdung jetzt als »hoch« ein

Das Robert-Koch-Institut hat die Risikobewertung für die deutsche Bevölkerung aufgrund der SARS-CoV-2-Verbreitung auf »hoch« angehoben. Die Gründe sind die rasche Zunahme der Fallzahlen in einigen Regionen und erste Alarmzeichen von Kliniken, die das Institut erreichen.
Christina Hohmann-Jeddi
17.03.2020  13:22 Uhr

Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft die Gefährdung der Bevölkerung inzwischen nicht mehr als »mäßig«, sondern als »hoch« ein. Das berichtete RKI-Präsident Professor Dr. Lothar Wieler heute in Berlin. Das ist die höchste Warnstufe, die es gibt. »Mehr Stufen haben wir nicht zu vergeben.« Als Grund nannte er die Dynamik der Situation: Die Zahl der Infektionen nehme weiterhin stark zu. Inzwischen wurden dem Institut offiziell 6012 laborbestätigte Covid-19-Fälle gemeldet, 1174 Fälle mehr als am Vortag. Dies ist eine Zunahme um fast 20 Prozent. 13 Menschen sind verstorben.

In den vergangenen Tagen seien vermehrt Hinweise aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst und aus Kliniken eingegangen, dass die Fallzahlen deutlich steigen, so Wieler. »Wir merken, dass sogar gut aufgestellte Gesundheitsämter und Universitätskliniken inzwischen Probleme haben mit der steigenden Zahl an Erkrankungsfällen, darunter sind auch schwere und sehr schwere Verläufe.« Wieler appellierte daher erneut an die Kliniken, die Kapazitäten hochzufahren. Die Intensivkapazität sollte verdoppelt werden. Das sei auch machbar. Wieler betonte auch, dass die Situation regional sehr unterschiedlich sei. Während einige Regionen stark betroffen seien, spiele der Erreger in anderen Regionen noch keine große Rolle.

Der RKI-Präsident kündigte  an, dass das Institut die Gesundheitsämter bei ihrer zeitaufwendigen, aber im Sinne der Eindämmung wichtigen Arbeit der Kontaktpersonensuche unterstützen werde. Zum einen werde das RKI Studierende ausbilden, die den Ämtern bei der Suche nach Kontaktpersonen von Covid-19-Patienten helfen sollen. Außerdem entwickele das Institut auch technische Lösungen. Wie Wieler berichtete, arbeite ein Team von 25 Personen an einem System, das anhand einer Bewegungsdaten-Analyse automatisch Kontaktpersonen ermittelt, die sich in den vergangenen 14 Tagen über längere Zeit in unmittelbarer Nähe eines Covid-19-Patienten aufgehalten haben. »Ich bin sehr optimistisch, dass wir in Kürze ein überzeugendes Konzept haben werden«, erklärte Wieler.

Weiterhin sei es enorm wichtig, alle Infektionsketten zu erkennen und zu unterbrechen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und das Gesundheitssystem nicht zu stark unter Druck zu setzen. Daher rief er die Bevölkerung auf, die am Vortag von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen konsequent zu befolgen, die Mobilität einzuschränken und Kontakte weitgehend zu vermeiden. »Je weniger intensive Kontakte man hat, desto schwieriger fällt es dem Virus, sich zu verbreiten.«

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