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Studie

Reduziert Paxlovid das Risiko für Post Covid?

Eindeutige Risikominimierung durch Paxlovid

Die Ereignisrate nach 90 Tagen lag in der Kontrollgruppe bei 9,43 und in der Paxlovid-Gruppe bei 7,11 pro 100 Personen. Dies entsprach einer ARR von 2,32 pro 100 Personen nach 90 Tagen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Behandlung mit Paxlovid also eindeutig mit einem verringerten Risiko für postakute Folgen von SARS-CoV-2 (PASC) verbunden (HR 0,75). Zudem war auch das Risiko für zehn von zwölf vordefinierten postakuten Folgeerkrankungen reduziert, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzrhythmusstörungen und ischämische Herzkrankheiten), Gerinnungs- und hämatologische Störungen (tiefe Venenthrombose und Lungenembolie), Müdigkeit, Lebererkrankungen, akute Nierenerkrankungen, Muskelschmerzen, neurokognitive Beeinträchtigungen und Kurzatmigkeit.

Die Risikoreduktion für PASC durch eine Behandlung der Infektion mit Paxlovid betraf ungeimpfte ebenso wie geimpfte und geboosteten Personen. Sie war zudem unabhängig vom Genesenenstatus der Patienten vor der behandelten Erkrankung.

Eine Behandlung mit Paxlovid ging auch mit einem verringerten Risiko eines postakuten Todes (HR 0,52; ARR 0,28) und eines postakuten Krankenhausaufenthalts (HR 0,70; ARR 1,09) einher.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass bei Personen mit einer SARS-CoV-2-Infektion, die mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf aufwiesen, die Behandlung mit Paxlovid innerhalb von fünf Tagen nach einem positiven SARS-CoV-2-Test mit einem verringerten PASC-Risiko verbunden war, unabhängig vom Impfstatus und der Vorgeschichte der Infektion. Die Gesamtheit der Ergebnisse deutet darauf hin, dass eine Behandlung mit Paxlovid während der akuten Krankheitsphase das Risiko für postakute Gesundheitsschäden deutlich verringert.

Nur wenige Covid-19-Patienten erhielten Paxlovid

Die Studie zeigt auch, dass von 56.340 Personen mit akuter SARS-CoV-2-Infektion und mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf, die also für eine Behandlung mit Paxlovid qualifiziert waren, nur 9217 (16,4 Prozent) tatsächlich mit Paxlovid behandelt wurden. Entsprechend hatten 47.123 (83,6 Prozent) Patienten keine antivirale Therapie erhalten. Dies werten die Autoren als einen Signal dafür, dass Risikopatienten derzeit noch deutlich unterbehandelt sind und dass in dieser Hinsicht ein dringender Verbesserungsbedarf besteht – nicht nur, um eine Verlängerung der schweren akuten Erkrankung zu verhindern, sondern auch, um das Risiko negativer gesundheitlicher Folgen nach der Akutphase zu verringern.

Dass diese Ergebnisse von großer Relevanz sind, zeigen die Reaktionen vieler einschlägiger Experten. So kommentiert beispielsweise Professorin Dr. Akiko Iwasaki von der Yale-University die Studie auf Twitter: »Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und geben zudem Aufschluss über mögliche Mechanismen zur Entstehung von Long Covid. So kann die Blockierung der Ausbreitung von SARS-CoV-2 bei bestimmten infizierten Personen Long Covid offensichtlich verhindern, möglicherweise dadurch, dass sich Virusreservoire nicht bilden können und/oder infektionsbedingten Schäden vorgebeugt wird.«


 

Der wissenschaftliche Leiter des DIVI Intensivregisters, Professor Dr. Christian Karagiannidis von der Universität Witten/Herdecke, kommentiert: »Nach eigenem Review halte ich die Daten und die Datenquelle für sehr zuverlässig. Das Long-Covid- und Post-Covid-Risiko sowie das Risiko für Hospitalisierung und Tod nach durchgemachter Infektion werden reduziert.«

Auch der US-amerikanische Genetiker und Kardiologe Professor Dr. Eric Topol vom Scripps Translational Science Institute in La Jolla bezeichnet diese Publikation als einen wichtigen neuen Vorabdruck und kommentiert ihn ausführlich.

Ob diese Daten zu einem großzügigeren Einsatz des Virustatikums führen, wird sich zeigen.

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