Raucheranteil steigt wieder - eine Corona-Folge? |
Am 1. Januar 2022 tritt zudem das Tabaksteuermodernisierungsgesetz in Kraft. Auch Wasserpfeifentabak und erhitzter Tabak, die beide bislang niedriger - nämlich wie Pfeifentabak – besteuert worden sind, werden damit höher besteuert. Auch bei den Liquids für E-Zigaretten wird an der Steuerschraube gedreht - jedoch erst ab 1. Juli 2022. Die Tabaksteuer ist für den Staat eine wichtige Geldquelle: Im vergangenen Jahr nahm der Fiskus damit fast 15 Milliarden Euro ein. Dass der Staat auch beim erhitzten Tabak stärker zur Kasse bitten will, überrascht nicht. Der Markt wächst. Bei sogenannten Heat-not-Burn-Produkten handelt es sich um elektronische Heizstifte, in denen speziell verarbeiteter Tabak auf ein paar Hundert Grad erhitzt wird, ohne dass Asche und Zigarettenrauchgeruch entstehen. Nutzer ziehen an den Geräten wie an einer herkömmlichen Zigarette. Den Anfang auf diesem neuen Markt machte hierzulande vor einigen Jahren der Konzern Philip Morris (Marlboro, L&M, Chesterfield) mit seinem System »Iqos« und den dazugehörenden »Heets«. Inzwischen sind vergleichbare Produkte wie beispielsweise »Glo« von British American Tobacco (Lucky Strike, Pall Mall, HB, Dunhill) auf dem Markt. Nach Zahlen der Debra-Studie haben bislang mehr als 5 Prozent der Menschen in Deutschland Heat-not-Burn-Produkte ausprobiert.
Angaben eines Sprechers von Philip Morris zufolge gibt es allein in Deutschland inzwischen etwa 500 000 Iqos-Nutzer bei insgesamt etwa 22 Millionen Rauchern. Der Anteil im kombinierten Markt von Zigaretten und Erhitzter-Tabak-Produkten liege inzwischen bei 3 Prozent (Anteil gemessen nach Absatz in Stück). Bei Tabakerhitzern entstehen Aerosole mit weniger schädlichen Schadstoffen als im Rauch normaler Zigaretten. Das zeigen Studien, darunter viele anbieterfinanzierte. Der Konzern Philip Morris wünscht sich von Staats wegen mehr steuerliche Lenkungswirkung auf seine Zigaretten- Alternative. Andere EU-Länder machten dies, Deutschland weniger. Gemessen an Zigaretten werde erhitzter Tabak »im EU-Durchschnitt mit circa 30 Prozent besteuert und in Deutschland mit 80 Prozent«, sagt Deutschlandchef Markus Essing.
Studien zufolge gehen nach wie vor etwa 13 Prozent der Mortalität in Deutschland auf das Tabakrauchen zurück, wobei sich ein gutes Viertel dieser Todesfälle noch im Erwerbsalter ereignet. Jährlich sterben in Deutschland ungefähr 125 000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Das sind mehr Rauchertote in einem Jahr als Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus nach fast zwei Jahren.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.