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Jugendliche greifen wieder öfter zur Zigarette

In Deutschland gibt es wieder mehr Raucher – auch unter Jugendlichen. Studienautoren mahnen, dass bei der Suchtprävention hierzulande noch viel Luft nach oben sei.
PZ
02.01.2023  09:30 Uhr
Jugendliche greifen wieder öfter zur Zigarette

Der Anteil der Raucherinnen und Rauchern bei den 14- bis 17-Jährigen stieg 2022 auf mehr als 15 Prozent, wie aus neuen Zahlen der regelmäßig durchgeführten Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (Debra) hervorgeht. Der Schnitt der sechs Vorjahre hatte gut 10 Prozent betragen.

Für Debra wird alle zwei Monate eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung ab 14 Jahren zu ihrem Tabakkonsum befragt. Insgesamt wurden 2022 mehr als 12.000 Personen befragt, darunter 434 Jugendliche. In dieser Altersgruppe seien statistische Abweichungen möglich, sagte Debra-Leiter Daniel Kotz. Da man seit Jahren die gleiche Methodik verwende, könne man Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr aber gut abbilden.

2022 gaben 15,9 Prozent der befragten 14- bis 17-Jährigen an, täglich oder nicht täglich Zigaretten oder Tabak in anderer Form zu konsumieren. 2021 waren es noch 8,7 Prozent gewesen. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren stieg der Anteil von 36,1 auf 40,8 Prozent an.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte «Spiegel Online», die Studienergebnisse seien ein sehr großer Grund zur Sorge. Die Daten müssten jetzt genau analysiert werden. Dann müsse man sich Maßnahmen für einen besseren Jugendschutz überlegen.

Rauchen immer noch zu billig und einfach

Kotz, der an der Uni-Klinik Düsseldorf am Centre for Health and Society den Sucht-Forschungsschwerpunkt leitet, kritisierte, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Tabakkontrollmaßnahmen würden von der Politik bislang nur unzureichend umgesetzt. Besonders wichtig seien Tabaksteuererhöhungen, um Rauchen so teuer zu machen, dass Jugendliche gar nicht mehr auf die Idee kämen.

Derzeit bekomme man außerdem an jeder Tankstelle, in jedem Kiosk oder Supermarkt Tabak attraktiv angeboten. Die Produkte müssten aus dem Sichtfeld verschwinden und nur mehr auf explizite Nachfrage zu bekommen sein. Außerdem sollten «tabakfreie Lebenswelten» geschaffen werden, sagte Kotz. Bei Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen oder Sportstätten müsste das ganze Gelände rauchfrei sein.

Lauterbach räumte gegenüber «Spiegel Online» ein, dass Deutschland bei der Tabakprävention deutlich hinter den skandinavischen Ländern, Großbritannien oder den Niederlanden zurückliege. «Wir haben keine Einheitsverpackungen, an Verkaufsorten sind Zigarettenschachteln und Werbung noch überall zu sehen und im Kino ist Tabakwerbung noch immer erlaubt. Umso mehr müssen wir auf den Jugendschutz achten», sagte er.

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