Quälendes Tabuthema |
A-Streptokokken können nicht nur die Atemwege und die Haut befallen, sondern selten auch den Intimbereich. Die Infektion betrifft vor allem Mädchen zwischen zwei und sieben Jahren und wird antibiotisch behandelt. / Foto: Getty Images/ozgurcankaya
Die Vulvitis mit A-Streptokokken äußert sich als akute schmerzhafte, brennende Rötung und Schwellung der Vulva und betrifft vor allem präpubertäre Mädchen zwischen zwei und sieben Jahren (19). Die Erkrankung ist selten (geschätzt <0,1 Prozent), aber gefährlich, da es durch eine aufsteigende Infektion zu einer hoch fieberhaften Entzündung im kleinen Becken (Rektum, Harnblase, Eierstöcke, Scheide, Gebärmutter) bis hin zur potenziell tödlichen Sepsis kommen kann.
Behandelt wird die Erkrankung mit oralem Penicillin über fünf bis zehn Tage. Alternativ kommen Amoxicillin, Cephalosporin oder Clindamycin infrage (19).
Eine weitere Ursache für Schmerzen am äußeren Genitale ist die Vulvodynie, auch bekannt als burning Vulva oder vulväres Vestibulitis-Syndrom. Die Frauen leiden unter Schmerzen oder brennendem Gefühl an der gesamten Vulva, die spontan oder bei Berührung auftreten. Geschlechtsverkehr, das Benutzen von Tampons oder Radfahren sind schmerzhaft oder nicht mehr möglich. Da sich weder eine Infektion noch eine Hauterkrankung feststellen lässt, werden die Betroffenen häufig über Jahre mit Antibiotika oder Antimykotika fehlbehandelt (20).
Die Ursache ist noch unklar. Aktuell geht man von einer somatoformen Schmerzstörung (ohne zugrunde liegende organische Krankheit) aus. Man vermutet ein komplexes Zusammenspiel von Schmerzmechanismen und psychischen Komponenten. So berichten viele Frauen von Traumata wie sexuellem Missbrauch oder körperlicher Gewalt in der Kindheit. Zugleich finden Gynäkologen bei der Untersuchung oft eine stark erhöhte Muskelspannung im Beckenboden, was den Schmerz zumindest teilweise erklären könnte (20).
Die multimodale Therapie ist langwierig und erfordert viel Geduld. Sie umfasst die Entspannung der Beckenmuskulatur sowie des Vulva-Damm-Bereichs durch spezialisierte Physiotherapeuten sowie psycho- oder verhaltenstherapeutische Ansätze. Eventuell ist eine Schmerztherapie mit topischem Lidocain oder Capsaicin-Creme oder mit oralen Antidepressiva, zum Beispiel Amitriptylin, hilfreich (20).
Marion Hofmann-Aßmus absolvierte eine Ausbildung als veterinärmedizinisch-technische Assistentin (VMTA) und studierte anschließend Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Promoviert wurde sie 1999 mit einer Arbeit zur molekularen Kardiologie an der Chemischen Fakultät der LMU München. Seither ist sie freiberuflich in verschiedenen Redaktionen und als Fachjournalistin tätig.